Kuba muss wegen Venezuela-Krise Lebensmittel rationieren

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FILE PHOTO: People pass by images depicting Venezuela's late president Chavez and late revolutionary hero 'Che' Guevara in downtown HavanaREUTERS
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Die Abhängigkeit vom engen Verbündeten Venezuela sorgt für eine Versorgungskrise auf der Karibik-Insel. Nun wollen die USA ihre Sanktionen gegen Caracas verschärfen.

Angesichts der sich verschärfenden Versorgungskrise in Kuba will die sozialistische Regierung künftig Lebensmittel und Hygieneartikel rationieren. Unter anderem dürften Kubaner nun Hühnchen, Reis, Eier, Bohnen, Wurst, Seife, Waschmittel und Zahnpasta nur noch in festgelegten Mengen kaufen, sagte Handelsministerin Betsy Díaz am Freitag.

Ziel sei eine "gerechte und vernünftige" Verteilung der knappen Produkte in der Bevölkerung. Die Regierung in Havanna machte die jüngsten Verschärfungen des US-Embargos gegen Kuba für die Versorgungsengpässe verantwortlich. Wirtschaftsexperten sehen den Grund hingegen eher in der Schwäche der eigenen Produktion und der Abhängigkeit vom engen Verbündeten Venezuela.

Die sozialistische Karibikinsel erhält von Venezuela Öl im Austausch für die Dienste entsandter Ärzte. Dieses Öl verkauft Kuba auf dem Weltmarkt und beschafft sich so Devisen. Wegen der schweren Krise in Venezuela haben sich die Öllieferungen allerdings auf 50.000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag halbiert.

Maduro schlägt gegen Ex-Geheimdienstchef aus

Neue US-Sanktionen gegen Venezuela könnte die Lage nun verschärfen. Die USA versuchen mit einer Ausweitung der Strafmaßnahmen gegen Venezuelas Verteidigungs- und Sicherheitssektoren den Druck auf Präsident Nicolas Maduro zu erhöhen. Gegen amerikanische und ausländische Firmen, die in diesen Bereichen Venezuelas aktiv seien, könnten jetzt Strafmaßnahmen verhängt werden, teilte das Finanzministerium in Washington am Freitag mit. Für Firmen, die mit der Öl- und Bankenbranche Venezuelas Geschäfte machen, gilt dies bereits.

Die USA gehören zu den schärfsten Kritikern von Maduro und wollen den sozialistischen Staatschef zum Rücktritt zwingen. Venezuelas selbst ernannter Interimspräsident Juan Guaidó hatte am 30. April versucht, die Streitkräfte auf seine Seite zu ziehen und Präsident Maduro aus dem Amt zu drängen.

Maduro bezichtigte nun den vor Kurzem entlassenen venezolanischen Geheimdienstchef Manuel Ricardo Cristopher Figuera, Drahtzieher des gescheiterten Putschversuchs zu sein. Er habe für den US-Auslandsgeheimdienst CIA gearbeitet, warf Maduro Figuera vor.

Kurz telefoniert mit Guaidó

Offenbar brach Cristopher Figuera am Tag des Putsches mit Maduro, veröffentlichte einen regierungskritischen Brief und ließ Oppositionsführer Leopoldo López aus dem Hausarrest frei. Die Machtübernahme scheiterte allerdings, weil nur wenige Soldaten die Opposition unterstützten. Cristopher Figuera wurde daraufhin entlassen und tauchte unter.

Am Dienstag hob die US-Regierung die Sanktionen gegen den früheren Geheimdienstchef auf. Vizepräsident Mike Pence stellte führenden Regierungsfunktionären eine ähnliche Behandlung in Aussicht, wenn sie mit Maduro brechen.

Auch Österreich unterstützt die Oppositionsregierung unter Juan Guaidó. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) telefonierte am späten Freitagabend erneut mit dem Übergangspräsidenten. Der Bundeskanzler habe dabei seine Besorgnis über die brutale Repression des Maduro-Regimes ausgedrückt und die jüngste, gegen oppositionelle Politiker gerichtete Verhaftungswelle verurteilt. Außerdem habe Kurz die Unterstützung Österreichs für einen friedlichen Machtwechsel in Venezuela betont.

(APA/Reuters)

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