Ein Schadenersatz-Urteil in Milliardenhöhe bringt den Pharmakonzern und dessen Führung massiv unter Druck. Wurde beim Kauf des US-Konzerns Monsanto zu wenig genau hingesehen?
Wien/Frankfurt/New York. 640.000 Dollar – so viel Schmerzensgeld und Schadenersatz erstritt 1992 eine alte Dame von der Fastfoodkette McDonald's, nachdem sie sich mit einem Becher heißen Kaffees verbrüht hatte. Stella Liebeck wurde mit einem Schlag berühmt – und zum Symbol für das amerikanische Schadenersatz-System.
Wäre es doch nur ein Becher Kaffee, dürfte sich der Chef von Bayer, Werner Baumann, am Montagabend einmal mehr gedacht haben. 13.400 Klagen hat der deutschen Pharma-Konzern wegen mutmaßlicher Gesundheitsschäden durch den Unkrautvernichter Glyphosat, den der von Bayer im Vorjahr gekaufte US-Agrar- und Pestizidkonzern Monsanto produziert, am Hals. In zwei (noch nicht ausjudizierten) Fällen wurde Bayer bereits zu Schadenersatzzahlungen von 160 Mio. Dollar verurteilt. Eine Niederlage war auch im dritten Verfahren erwartet worden, aber das Ausmaß ist ein Schock. Die Geschworenen im Gericht im kalifornischen Oakland verdonnerten Bayer zu einem Strafschadenersatz von zwei Mrd. Dollar und Schadensersatz von 55 Mio. Dollar an das krebskranke Ehepaar Alva und Alberta Pilliod.