Stararchitekt I. M. Pei ist tot: Er bekehrte die Pariser zur Pyramide

Stararchitekt I. M. Pei.
Stararchitekt I. M. Pei.(c) imago images / Götz Schleser
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Der Stararchitekt I. M. Pei ist mit 102 Jahren gestorben.

„Ein Anbau zu Disneyland“, ein Angriff auf ein nationales Symbol und ein „Akt der Willkür“ von Präsident Mitterrand, der einen Amerikaner chinesischer Herkunft heimlich damit beauftragte, Frankreichs Glorie zu entweihen: Die Wogen gingen hoch, als Ieoh Ming Pei in den Ehrenhof des Louvre eine Pyramide als neuen Eingang setzen wollte. Neun von zehn Parisern lehnten das Projekt ab. Aber Pei warb dafür, so freundlich wie beharrlich. Schon während der Bauarbeiten wich die Wut allgemeiner Begeisterung. Eine Ikone entstand, ein leichter, lichtdurchfluteter Bau aus Glas, gehalten von zarten Stangen und Seilen aus Edelstahl. Die „Mona Lisa“ hat ab 1989 Konkurrenz bekommen. Der heikelste Auftrag, der größte Triumph – und doch nur einer von 200, die sein Büro ausführte, 50 davon er selbst, unermüdlich fast bis zuletzt. Donnerstagnacht ist der Stararchitekt im biblischen Alter von 102 Jahren gestorben.

Vollender der Moderne

Von Bauhaus-Gründer Walter Gropius in Harvard geschult, von Le Corbusier geprägt, setzte I. M. Pei („I am Pei“) seine Bauten aus strengen geometrischen Formen zusammen – Dreieck, Quadrat, Kreis –, die er aber spielerisch in Bezug zueinander setzte. Auch mit dem großflächigen Einsatz von Glas und Lichteffekten nahm er dem Monumentalen alles Schwere.

Anders als seine Überväter, die mit ihrem Einheitsstil die Welt überzogen, trat Pei in einen sensiblen, respektvollen Dialog mit dem kulturellen Erbe vor Ort. Besonders gefeiert wurden seine Anbauten zu Museen, der Nationalgalerie in Washington und dem Deutschen Historischen Museum in Berlin. Doch von der frivolen Beliebigkeit der Postmoderne hielt er sich fern. So wurde Pei selbst zum Monument, als Vollender der klassischen Moderne, als ihr letzter und größter lebender Vertreter. Aber auch als der wohl geschickteste Verkäufer seiner Zunft. Jacky Kennedy, Mao, Helmuth Kohl und der Emir von Katar: Allen diesen Bauherren brachte Pei geduldig bei, was gute Architektur ist. Die seine nämlich. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2019)

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