Feigenblattöl und Rosenessig

Der Frühsommer hat nicht nur Holunderstauden für kulinarische Verarbeitung parat.

Die kulinarischen Frühsommergenüsse des Gartens sind bekanntlich zahlreich, allein der Geschmack von frisch geerntetem Schnittlauch und gartenknackiger Petersilie sind unbezahlbar. Wer über die Produktion diverser Kräuteressige und von Holundersirup hinauswachsen und eventuell ein paar weniger bekannte Genüsse ausprobieren will, der bekommt hier ein paar Vorschläge.

Sollten Sie beispielsweise über ausreichende Mengen sehr gut duftender Rosen verfügen und das Herz aufbringen, eine erkleckliche Menge davon zu opfern, so können Sie damit einen betörend duftenden Rosenessig herstellen. Es ist simpel. Viele, sehr viele Rosenblütenblätter kommen in ein Gefäß, darüber wird ein zarter, nicht zu säurelastiger Essig gegossen. Einen Tag stehen lassen, abseihen, abfüllen, daran schnüffeln. Köstlich. Zweiter Vorschlag: Aus jungen, sonnenwarmen Feigenblättern und gutem Speiseöl lässt sich eine interessant parfümierte Ölvariante herstellen, die allerdings im Gegensatz zum ewig lang duftenden Rosenessig nur frisch verwendet mundet. Die Feigenblätter werden mit dem Öl kurz gemixt, dann wird durch einen Nylonstrumpf abgeseiht. Die Blätter geben ihr unvergleichliches Aroma ab, das Öl schmeckt etwa zu gegrilltem Fisch.

Auch das Einlegen und Vergären junger Weinblätter erfolgt idealerweise dieser Tage. Die Blätter werden dicht an dicht in ein Glas geschichtet, mit aufgekochtem, abgekühltem Salzwasser aufgefüllt, dazu ein Minischuss Buttermilch. Achtung, die Gärung produziert Gase, also entweder regelmäßig lüften oder ein Gärrohr verwenden. Die Weinblätter halten ewig und können mit allerlei Köstlichem gefüllt werden.

Zuletzt noch ein Tipp für Freunde von Kräutersalzen aller Art. Meist passt das Verhältnis von Salz und Kraut nicht. Von ersterem zu viel, von zweiterem zu wenig. Also eher Salzkräuter herstellen als Kräutersalz – und in der Vielfalt schwelgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2019)

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