Sibel Can: Liebling des türkischen Boulevards

Die Sängerin Sibel Can trat mit 14 Jahren zum ersten Mal in Wien auf: als Bauchtänzerin. Nun ist sie zurückgekehrt – als Superstar.

In der Türkei ist sie ein Superstar. Dass die Halle bei einem Konzert in Wien ebenfalls nicht leer bleiben würde, war auch klar. Dennoch gingen die Veranstalter auf Nummer sicher und ließen ihr Konterfei auf einigen Straßenbahnen anbringen. Am Samstag war es dann so weit: Sibel Can gab ihr erstes Konzert in Wien. Die 39-jährige Sängerin und Schauspielerin wird von Millionen verehrt: 17 Alben, etliche Auftritte in Filmen und Serien.

So fanden sich auch am Samstagabend um die 5000 Menschen in der Budo-Mehrzweckhalle am Rande der Stadt ein, um Can singen zu hören. Und um sie tanzen zu sehen. Denn Can hat ihre Karriere als Bauchtänzerin begonnen – mit 14 Jahren. Einer ihrer ersten Auftritte war in Wien, wie sie bei ihrem Konzert sagte.

Mit 18 begann ihre musikalische Karriere. Die musste ein Erfolg werden, hatte doch der Talentsucher und Grand Seigneur der türkischen Musik, Orhan Gencebay, die Fäden im Hintergrund gezogen. Seitdem ist Can eine der berühmtesten Vertreter der „Fantazi“-Musik, einer Mischung aus Arabesk und mildem Pop. Seitdem ist sie aber auch Liebling der türkischen Yellow Press. Cans Privatleben bietet letztlich auch genug Stoff für die täglichen Klatschkolumnen.

Aktuell beschäftigt sich der türkische Boulevard vor allem mit der Scheidung Cans von ihrem Mann Sulhi Aksüt (sie haben 2000 geheiratet). Aksüt, dem insgesamt das Image eines halbseidenen Geschäftsmannes anhaftet, kämpft zurzeit mit einem riesigen Schuldenberg. Bereits kurz nach der Hochzeit mit Can saß Aksüt drei Jahre wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis. Allerdings ist das nicht der Grund, warum die Ehe letztendlich scheiterte.

Im August vergangenen Jahres – so erzählt Can türkischen Medien – habe sie nach der Rückkehr von einem Trip einen „unvergleichlichen Schock“ erlebt. Dieser nicht näher definierte Schock regte die Fantasie des Boulevards an. Das hartnäckigste Gerücht blieb jedoch: Can hat Aksüt mit einer anderen Frau in flagranti erwischt. Noch wurde die Scheidung nicht vollzogen. Über die Obsorge des gemeinsamen Sohnes und der beiden Kinder Cans aus erster Ehe scheint noch keine Einigkeit erzielt worden zu sein.

Apropos: Can war von 1988 bis 1999 mit dem Schauspieler Hakan Ural verheiratet. Die Hochzeit fand heimlich statt. Cans Eltern, hätten ihr, als sie von der Heirat ihrer damals 17-jährigen Tochter erfuhren, „deftige Ohrfeigen“ verpasst, wie sie dem türkischen Onlineportal „Hürriyetport“ erzählte. Noch heute tauchen immer wieder Details rund um die Ehe Cans mit Ural auf. Erst kürzlich sagte Ehemann Nummer zwei, Aksüt, dass Can dem Ehemann Nummer eins, Ural, eine „Ablöse“ von einer Million Dollar gezahlt hätte, damit Ural sich von ihr scheiden lasse.

Es sind aber nicht nur die Scheidungsgeschichten, die für Furore sorgen. Elif Köse, 15 Jahre lang Cans Haushälterin, hat nun die Sängerin verklagt. Zum einen sei sie von heute auf morgen ohne trefflichen Grund gefeuert worden. Zum anderen habe sie den Lohn mehrerer Monate nicht erhalten. Can weist die Vorwürfe freilich zurück, der Rest soll vor Gericht geregelt werden.


Die ganzen Gerüchte scheinen der Popularität Cans nichts anzuhaben, wie auf dem Konzert ersichtlich war. Das Publikum liebt sie, und Can selbst weiß um ihre Wirkung: Sie gibt sich betont sexy und freizügig (irgendwann sind erotische Fotos aufgetaucht); sie pflegt aber zugleich ein konservatives Image. Sie glaube an Gott, und zu Hause trage sie Kopftuch, sagte sie in einem Interview vor drei Jahren.

Am Samstag allerdings trug sie ein enges Leopardendress.

Dem Konzert ging übrigens eine zweistündige Disco voraus. Während die älteren Gäste auf den Sitzen am Rande der Halle geduldig warteten – zwischendurch wurden Werbeprospekte von einem türkischen Möbelcenter in Favoriten verteilt –, tummelten sich die Jugendlichen auf der Tanzfläche. Später, als Can auf der Bühne erschien, gesellte sich die gesamte Familie dazu.

Auf einen Blick

■Die türkische Sängerin Sibel Can – sie ist in ihrer Heimat ein Superstar – gab am Wochenende ihr erstes Konzert in Wien. Can (39) begann ihre Karriere als Bauchtänzerin. Sie hat 17 Alben herausgebracht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2010)

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