Das Timing des Mittleren ist schon bemerkenswert.
Heute, Freitag: mündliche Matura. Morgen, Samstag: sein 18. Geburtstag. Übermorgen, Sonntag: von zu Hause ausziehen. Aber der Reihe nach. Die p/b-lastige mündliche Matura (Philosophie, Psychologie, Biologie) hat für den Buben ihre größte Herausforderung in den Rahmenbedingungen. Verkleidet (Hemd! Sakko!! gebügelte Hose!!!) vor einer großen Gruppe mit vielen Unbekannten zu sprechen ist für ihn viel schlimmer, als in der Jogginghose (ja, natürlich) fünf Stunden vor sich hin zu schreiben oder zu rechnen. Den Geburtstag also könnte er (wir wollen ja nichts verschreien) dann schon als Ex-Schüler, Maturant (vielleicht) und Volljähriger (jedenfalls) begehen. Ich werde immer nur wissen wollen, wie sich das anfühlt, weil es für mich damals ganz unglaublich war, und er wird wahrscheinlich mit der Schulter zucken und etwas sagen wie: „Eh ganz gut."
Achtzehn werden ist übrigens keine besondere Zäsur mehr: Wählen darf man mit diesem Alter längst, Auto fahren auch (was meine Söhne aber nicht interessiert), und im vollen Umfang strafmündig zu sein ist ja nicht so attraktiv. Und um zum heikelsten Punkt zu kommen: Am Sonntag will der Mittlere dann ausziehen – in die Pop-up-WG, die sich in einem leer stehenden Großelternhaus eines Freundes ergeben hat und schon in den letzten Monaten immer wieder wochenweise ausprobiert worden ist. Doch da ist das letzte Wörtchen noch nicht gesprochen, wobei Punkt zwei ja dazu führt, dass er ab Sonntag gar nicht mehr fragen wird müssen. Direkt vor seiner mündlichen Matura hat er jedenfalls ziemlich gekränkelt. Schaut ganz blass aus, der Bub! Bevor er auszieht, muss er jedenfalls einen Monat lang fieberfrei sein. Besser zwei.