Christine Lagarde kommt als erste Frau, erste Politikerin und erste Nicht-Ökonomin an die Spitze der Europäischen Zentralbank. Es ist ein klares Signal in Richtung Lockerung der Geldpolitik – und schürt Sorge um die Unabhängigkeit der Währungshüter.
Brüssel/Frankfurt. „Nein, nein, nein nein...!“ Viel eindeutiger als Christine Lagarde im vergangenen Herbst kann man sein Desinteresse an einem EU-Top-Job im Grunde nicht kundtun. Genützt hat es letztlich nichts. Die 63-jährige Französin soll Mario Draghi Ende Oktober als Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) ablösen. Darauf einigten sich die Staats- und Regierungschefs der EU im Brüsseler Personal-Poker.
Die Nominierung der ehemaligen französischen Finanzministerin als oberste Währungshüterin der Eurozone ist ein deutliches Signal an die Märkte. Aber sie birgt auch ein Risiko für die EZB selbst.
Keine Chance für straffere Geldpolitik
Geldpolitisch bedeutet die krisenerprobte Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor allem eines: Die Fortführung des lockeren Kurses ihres italienischen Vorgängers. Mario Draghi hatte mit Nullzinsen und seinem berühmten „whatever it takes“ den Euro durch die Krise gesteuert. Ein Schritt, der von Lagarde ebenso beklatscht wurde, wie das umstrittene EZB-Kaufprogramm für Staatsanleihen überschuldeter Euroländer. Zu einem radikalen Kurswechsel wird es unter der Französin also nicht kommen.