Kim Darroch stellt sein Amt zur Verfügung, nachdem seine Anmerkung in vertraulichen Depechen öffentlich gemacht worden waren. Es sei ihm nun „unmöglich“, seine Rolle auszufüllen.
Trotz der Rückendeckung durch seine Regierung ist der britische Botschafter in den USA nach seiner deutlichen Kritik an US-Präsident Donald Trump zurückgetreten. Die andauernde Kontroverse um seine Person mache es ihm "unmöglich, meine Rolle so auszufüllen, wie ich es mir wünschen würde", erklärte Kim Darroch am Mittwoch in seinem Rücktrittsschreiben. Die scheidende britische Regierungschefin Theresa May bedauerte Darrochs Entscheidung.
Die britische Zeitung "Mail on Sunday" hatte am Wochenende aus vertraulichen Memos des Botschafters zitiert. Darin wird die Regierung von US-Präsident Donald Trump als "unfähig" bezeichnet. Der Präsident strahle Unsicherheit aus und agiere ungeschickt, schrieb Darroch demnach. Die Einschätzungen stammen den Angaben zufolge aus dem Zeitraum von 2017 bis in die Gegenwart.
Angesichts der Umstände sei "der verantwortungsvolle Weg, die Ernennung eines neuen Botschafters zu ermöglichen". Seit der Veröffentlichung der Dokumente habe es "viele Spekulationen über meinen Posten und die Dauer meines Mandats" gegeben, schrieb er an den Chef des diplomatischen Dienstes, Simon McDonald. "Ich möchte diese Spekulation beenden."
„Ehrenvoller und guter Dienst"
May nannte Darrochs Rücktritt bei einer Parlamentssitzung am Mittwoch "sehr bedauerlich". Die Kritik an ihm sei "mehr als unfair und falsch" gewesen, ihm gebühre Dank für seinen "ehrenvollen und guten Dienst", mahnte die Regierungschefin. "Eine gute Regierung ist darauf angewiesen, dass ihre Beamten freimütig und umfassend Ratschläge geben können. Ich will, dass alle unsere Beamten das notwendige Vertrauen haben, dies zu tun", bekräftigte sie.
Auch Jeremy Corbyn, Vorsitzender der oppositionellen Labour-Partei, bedauerte Darrochs Rücktritt. Dieser verdiene Dank für seinen "erstklassige" Arbeit.
Twitter-Attacken von Trump
Die Affäre ist zuletzt eskaliert. Trump legte am Dienstag per Kurznachrichtendienst noch einmal nach und bezeichnete den britischen Diplomaten Kim Darroch als "dummen Kerl" und "aufgeblasenen Depp".
Auch die britische Premierministerin Theresa May hatte Trump wieder aufs Korn genommen. Ihre Bemühungen um den EU-Austritt seien ein Desaster gewesen, so der US-Präsident. Trump hatte angekündigt, nicht mehr mit Darroch zusammenzuarbeiten. Einem Bericht der BBC zufolge wurde Darroch von einem Staatsbankett zu Ehren des Emirs von Katar am Montag ausgeladen. Ein Treffen mit Trump-Tochter Ivanka und dem britischen Handelsminister Liam Fox am Dienstag sagte er nach Angaben des Außenministeriums in London selbst ab.
Für London ging es auch darum, weder die Beziehungen zu den USA zu beschädigen, noch unterwürfig zu erscheinen. Unterdessen wurden die Forderungen in London immer lauter, den Verantwortlichen für die Weitergabe der vertraulichen Botschafterberichte zu finden. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im britischen Parlament, Tom Tugendhat, forderte sogar polizeiliche Ermittlungen.
(APA/dpa)