Wie man Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen kann

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Psychologin Hedwig Wölfl fordert klare Regelungen bei Intimuntersuchungen.

Wien. Teilweise sollen die Eltern im Wartezimmer gesessen sein, während ein Facharzt im Bezirk Gmunden fast zwei Jahrzehnte lang 95 Buben sexuell missbraucht haben soll. „So eine hohe Opferzahl kenne ich sonst nur aus dem Sportbereich“, sagt Hedwig Wölfl, Leiterin des Kinderschutzzentrums Die Möwe. Trainer, Pfarrer, Lehrer – Missbrauch durch Autoritätspersonen sei für Kinder besonders traumatisch. „Das stellt einen sehr großen Vertrauensbruch dar.“

Bei Missbrauch während Pflegehandlungen würden die Täter die Kinder oft gezielt täuschen und die Übergriffe als medizinisch notwendig verschleiern. „Deshalb ist es wichtig, mit seinem Kind einen Arztbesuch vor- und nachzubesprechen“, sagt Wölfl. Wenn das Kind wisse, was es bei einer Untersuchung erwarten kann, könne es besser beurteilen, was im Rahmen der Untersuchung ist und was nicht. Ärzten empfiehlt Wölfl, dass ein Elternteil oder eine fachliche Pflegekraft bei Untersuchungen – gerade im Intimbereich – anwesend ist: „Hier wäre eine klare Regelung wichtig.“

Im Fall in Gmunden blieb der Missbrauch lang unentdeckt. Eindeutige Signale, an denen man erkennen könne, dass ein Kind missbraucht wurde, gebe es zumeist nicht. „Grundsätzlich sind unerklärliche und plötzliche Verhaltensänderungen zu hinterfragen“, sagt Wölfl. Etwa der soziale Rückzug, plötzliches Bettnässen bei schon älteren Kindern, verstärkte Ängstlichkeit oder sexualisierendes Verhalten im Spiel mit anderen Kindern. In der Prävention spiele vor allem die altersadäquate, aber frühe Sexualaufklärung eine wichtige Rolle.

Es sei die Verantwortung von Eltern hinzuschauen, nachzufragen und auch unangenehme Dinge anzusprechen. „Und es ist nie die Entscheidung des Kindes, ob man zur Polizei geht oder nicht.“ Beratung erhält man in Kinderschutzzentren wie Die Möwe (www.die-moewe.at). (wal)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2019)

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