Was es mit der illegalen Teigtascherl-Fabrik auf sich hat

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Vier von sechs Chinesen, die wegen einer riesigen Produktion chinesischer Teigwaren in Wien festgenommen wurden, seien illegal im Land gewesen, heißt es aus dem Finanzministerium.

Der Fall sorgte für Aufregung unter chinesischen Lokalbetreibern in Wien: Die Finanzpolizei hat vergangenen Montag eine illegale Teigtascherl-Fabrik in Favoriten ausgehoben. In einer Privatwohnung fanden die Beamten in riesigen Gefrier- und Kühlschränken mehrere Tausend Nudelerzeugnisse und enorme Mehlvorräte. Sechs Chinesen waren zum Zeitpunkt der Kontrolle in der Wohnung im zehnten Bezirk.

Die chinesischen Staatsbürger wurden festgenommen. Zwei der Inhaftierten hielten sich im Rahmen eines Asylverfahrens legal im Land auf, heißt es aus dem Finanzministerium gegenüber der „Presse“. Die anderen vier seien illegal in Österreich. Über weitere Details und mögliche Auftraggeber dürfe man wegen der laufenden Ermittlungen keine Auskunft geben.

Der Vermieter der Wohnung gab an, die Speisen für den Eigenbedarf produziert zu haben. Angesichts der ungeheuren Menge an Teigtascherl seien diese Angaben aber „alles andere als glaubwürdig“ gewesen, teilte die Finanzpolizei am Montag mit.

Chinesische Gastronomen verärgert

Über die illegale Produktion sei in der chinesischen Community in Wien schon länger gemunkelt worden, sagt Peter Dobcak, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wiener Wirtschaftskammer der „Presse“. Vermutlich erhielten die Beamten den Hinweis von anderen Chinesen in der Gastronomie. „Ein Großteil der chinesischen Community ist sehr gut integriert“, sagt er.

Durch die illegale Produktion hätten sich die Chinesen einen Wettbewerbsvorteil erhascht. Denn auch er geht davon aus, dass die Teigwaren nicht für den Privatgebrauch bestimmt waren, sondern an Restaurants geliefert wurden.

Unter chinesischen Gastronomen ist der Ärger jedenfalls groß. Zwar sei 2014 im dritten Bezirk eine ähnliche Produktionsstätte ausgehoben worden, sagt ein Branchenkenner, der lieber nicht genannt werden will, der „Presse“. Doch hätten nur wenige Lokale ihre Waren aus der illegalen Fabrik bezogen. Die Produktion habe für den Eigenbedarf und als Service für Bekannte begonnen, sich später herumgesprochen und ausgeweitet.

Dass schließlich auch China-Restaurants darauf zurückgegriffen haben, sei nur mit dem Mangel an ausgebildeten Fachkräften in der Branche erklärbar.

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