Vater an HIV erkrankt: US-Behörden trennten mehr als 900 Migrantenkinder von Eltern

Reuters
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"Es ist schockierend, dass die Trump-Regierung weiterhin Eltern ihre Babys wegnimmt“, erklärt die Bürgerrechtsorganisation ACLU. Sie wirft dem Weißen Haus vor, die Praxis trotz richterlicher Anordnung fortzusetzen.

An der Grenze zu Mexiko haben die US-Behörden nach Angaben von Bürgerrechtlern binnen eines Jahres mehr als 900 Migrantenkinder von ihren Eltern getrennt. Die American Civil Liberties Union (ACLU) warf der US-Regierung am Dienstag vor, die umstrittene Praxis trotz einer richterlichen Anordnung im Juni 2018 fortzusetzen.

Demnach sind in 20 Prozent der Fälle auch Kinder unter fünf Jahren betroffen. Begründet werden die Familientrennungen demnach mit harmlosen Vorstrafen der Eltern etwa nach Verkehrsvergehen oder einer angeblichen Vernachlässigung der Kinder. Für kleine Kinder seien die Folgen einer Trennung von ihren Eltern "besonders katastrophal".

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte im Zuge ihrer Null-Toleranz-Politik gegen die illegale Einwanderung im Mai 2018 damit begonnen, Migrantenkinder von ihren Eltern zu trennen. Nach einem Aufschrei der Empörung ließ Trump das Vorgehen nach sechs Wochen beenden. Illegal über die mexikanische Grenze gelangte Migrantenfamilien sollten nur noch dann getrennt werden, wenn die Eltern ein "Risiko" für die Kinder darstellten, hieß es.

Ein Bundesrichter ordnete im Juni 2018 an, dass die 2700 Kinder, die in den sechs Wochen von ihren Eltern getrennt worden waren, wieder mit ihren Familien zusammengeführt werden müssten.

Mädchen während Trennung misshandelt

Die ACLU fordert nun eine richterliche Klarstellung, in welchen Fällen Migrantenkinder von ihren Eltern getrennt werden dürfen. "Es ist schockierend, dass die Trump-Regierung weiterhin Eltern ihre Babys wegnimmt", sagte der ACLU-Anwalt Lee Gelernt. Von Juni 2018 bis Juni 2019 seien 911 Kinder von dieser "brutalen und illegalen Politik" betroffen gewesen. Damit setze sich die Trump-Regierung über die Anordnung des Gerichts hinweg.

Zudem stellten die Eltern nur in wenigen Fällen tatsächlich ein "Risiko" für ihre Kinder dar. So sei einem Vater seine einjährige Tochter weggenommen worden, weil er deren Windeln nicht gewechselt habe, heißt es in der in San Diego eingereichten Klageschrift. Ein Vater sei von seinen Töchtern getrennt worden, weil er HIV-positiv sei.

Ein dreijähriges Mädchen wurde nach Angaben von ACLU von seinem Vater getrennt, weil dieser seine Vaterschaft nicht belegen konnte. Ein DNA-Test habe die Vaterschaft schließlich bestätigt - in der Zwischenzeit sei das Mädchen aber in einem Auffanglager sexuell missbraucht worden. In einem anderen Fall sei ein Vierjähriger von seinem Vater getrennt worden, weil dieser wegen einer Sprachbehinderung nicht auf die Fragen von US-Grenzschützern habe antworten können.

(APA/DPA)

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