Wiener Linien: Die Vision der geruchsfreien U-Bahn

Kein Duft mehr in der U-Bahn: Stadträtin Ulli Sima wird das Pilotprojekt nach einem Nein der Fahrgäste nicht fortsetzen.
Kein Duft mehr in der U-Bahn: Stadträtin Ulli Sima wird das Pilotprojekt nach einem Nein der Fahrgäste nicht fortsetzen. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Die Fahrgäste lehnen nach einem Pilotversuch eine Beduftung der Waggons ab. Weder angenehme, so man sie riecht, noch unangenehme Gerüche sind offenbar erwünscht.

Wien. Die duftende U-Bahn kommt nicht. Ein Pilotversuch, der Anfang Juli gestartet ist, wird nicht fortgeführt. Die vier Geruchsnoten werden nach dem einmonatigen Testlauf nicht weiter in den Garnituren der Wiener Linien zu riechen sein.

1 Warum wird die Idee einer duftenden U-Bahn nicht weitergeführt?

Der Test lief im Juli in vier Garnituren: je zwei der U1 und der U6. Nun hat sich die Mehrheit der Fahrgäste in einer Onlineabstimmung gegen eine weitere Beduftung ausgesprochen. 21.000 Teilnehmer stimmten mit Nein, 16.000 mit Ja. Die für öffentlichen Verkehr zuständige Stadträtin, Ulli Sima, verkündete dann auch postwendend das Ende des Projekts.

Immerhin, unter den vier Duftrichtungen gab es bei der Abstimmung zumindest einen Sieger: „Energize“ mit Duftnoten aus Grapefruit, grünem Tee, Zitrone und Sandelholz setzte sich gegen „Relax“, „Fresh White Tea“ und „Happy Enjoy“ durch. Allein, allzu viel wert ist diese Sieg angesichts des Endes der Aktion nicht.

Man weiß nun also, dass eine Beduftung nicht gewünscht ist. Die Gründe dafür, oder ob sich die Menschen andere Alternativen für eine Verbesserung des olfaktorischen Raumklimas vorstellen können, wurden nicht erhoben.

2 Wie sieht es dann mit natürlichen Gerüchen in der U-Bahn aus?

Die Wiener Linien haben keine aktuellen Umfragedaten dazu, wie es den Menschen mit dem Geruch in den öffentlichen Verkehrsmitteln geht, aber sie haben angegeben, dass sich das Raumklima in den U-Bahnen durch das Anfang des Jahres in Kraft getretene Essverbot bereits gebessert habe. Bereits im Jänner hat man aber in vier Fokusgruppen mehrere Themen diskutiert. Vor allem ältere Teilnehmer hätten damals gemeint, dass sie das Essen in der U-Bahn in letzter Zeit sehr gestört habe, heißt es bei den Wiener Linien. Eine entsprechende Werbekampagne wurde dann auch mit Verweis auf unangenehme Gerüche durch Speisen wie Leberkäse oder Kebab gespielt.

Ursprünglich war das Essverbot nur in der U6 getestet worden, mit 15. Jänner wurde es auf alle U-Bahn-Linien ausgeweitet. Laut Wiener Linien werde das Verbot weitgehend eingehalten. Bei einer ersten Evaluierung Mitte des Jahres nannte man die Zahl von 372 Fahrgästen, die auf die neue Regelung aufmerksam gemacht werden mussten. Und: 83 Prozent der Fahrgäste würden die U-Bahnen als sehr sauber wahrnehmen. Neuere Zahlen gibt es nicht, doch laut einer Sprecherin seien die Verstöße gegen das Essverbot, die von Securitys gemeldet werden, im Vergleich zu anderen Delikten – etwa Hunde ohne Maulkorb und Leine – sehr gering.

3 Was haben die Wiener Linien bisher schon gegen Gestank gemacht?

Der Pilotversuch mit dem Duft in der U-Bahn war nur das bisher plakativste Beispiel, wie die Wiener Linien mit dem Raumklima umgehen. Zum einen setzt man etwa bei der U6 darauf, dass alte Waggons mit Klimaanlagen ausgerüstet werden. Zum anderen gab es im Vorjahr bereits eine öffentlichkeitswirksame Aktion von Ulli Sima, als sie mehr als 14.000 Gratisdeos an die Fahrgäste der U6 verteilte. Eine Aktion, die nicht von allen goutiert wurde, wurde doch damit den Passagieren implizit unterstellt, dass sie nicht gut riechen. Sima beteuerte damals, dass es keinesfalls als Beleidigung gedacht war. Aber ganz abgesehen davon, medial wurde das Thema Geruch sehr breit behandelt, doch Causa prima dürfte es für die Fahrgäste dann doch nicht sein. Es gebe nicht viele Beschwerden über den Geruch in den Öffis, sagte Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer Anfang Juli, „in Zeiten des Klimawandels und den immer heißeren Sommern schwitzen die Leute aber einfach mehr“.

4 Ist das Nein zur Duft-U-Bahn das Aus für weitere Versuche?

Nun, es wäre nicht Ulli Sima, würde es nicht doch noch eine Fortsetzung geben – so kündigte man an, dass es im September eine „dufte“ Klimaschutzaktion mit dem Siegerduft geben werde. Allerdings, so eine Sprecherin der Wiener Linien, werde es dabei nicht um die Beduftung eines Fahrzeugs gehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2019)

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