Nadelsuche im violetten Heuhaufen

Die neue Saison hält für Austrias Spieler und Fans bislang vor allem Frust und Enttäuschung bereit.
Die neue Saison hält für Austrias Spieler und Fans bislang vor allem Frust und Enttäuschung bereit.(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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Austria-Trainer Christian Ilzer will nach dem ernüchternden 1:2 gegen Apollon Limassol „alles Positive herauskitzeln“. Seine Spieler bekritteln indes Pressing und Leerläufe.

Wien. Die Problemzone des österreichischen Fußballs liegt auch in der neuen Saison in Wien. Rapid und Austria, die Klubs mit den größten Budgets nach Salzburg, vermögen ihre Möglichkeiten auch weiterhin nicht auszuschöpfen. Während der Lask in der Champions-League-Qualifikation einen 2:1-Auswärtssieg in Basel bejubelte und von der erstmaligen Teilnahme an der Millionenliga träumen darf, führten die Veilchen ihren Fehlstart in der Europa-League-Qualifikation fort – der grün-weiße Stadtrivale hat einen solchen Startplatz bekanntlich verpasst.

„Jetzt sitze ich zum dritten Mal da und muss eine Niederlage erklären“, sagte Christian Ilzer nach dem 1:2 gegen Apollon Limassol im Hinspiel der 3. Qualifikationsrunde. Im Sommer mit Vorschusslorbeeren aus Wolfsberg nach Favoriten gekommen, steht dort bislang nur ein Cupsieg zu Buche. Diesmal sah er in der ersten Halbzeit eine engagierte Mannschaft, die sich nach dem zweiten Gegentreffer jedoch gar nicht mehr fing. „Es reichen kleine Momente, um uns aus dem Konzept zu bringen. Nach dem 1:2 sind wir in Muster verfallen, die mir gar nicht gefallen“, analysierte Ilzer. Rechtsverteidiger Florian Klein, der zwischenzeitlich per Elfmeter zum 1:1 ausgeglichen hatte, wurde deutlicher: „Irgendwie ist jeder allein im Zweikampf, hat keine Unterstützung. Wir laufen viel, aber auch viel umsonst.“

System passt nicht zum Kader

Routinier Klein betonte zwar, dass die Misere „nichts mit Taktik, nichts mit der Aufstellung“ zu tun habe. Doch es ist offensichtlich, dass Ilzers Vorstellungen sich mit dem aktuellen Kader nicht umsetzen lassen. Diesmal sollten Dominik Prokop und Alexander Grünwald die Offensive um Stoßstürmer Bright Edomwonyi tragen. Durchkommen gab es aber nur auf dem Flügel, dem Duo mangelte es an Dynamik. Im Zentrum fehlten die Ideen, denn die Stärken von James Jeggo, Tarkan Serbest und Thomas Ebner (erlitt im Finish eine Knöchelverletzung) sind eindeutig kämpferischer Natur. Mit der Hereinnahme von Christoph Monschein als zweitem Stürmer kam der ohnehin stockende Spielfluss komplett zum Erliegen und wurde erst durch die Youngster Dominik Fitz und Manprit Sarkaria punktuell wiederbelebt.

Acht Gegentore in drei Spielen stellen auch der violetten Defensive ein Armutszeugnis aus, die Hoffnungen ruhen hier auf Erik Palmer-Brown. Die Man-City-Leihgabe wartet noch auf die Spielgenehmigung, wird die Misere aber nicht allein beenden können: Zu viele individuelle Fehler, eklatante Lücken zwischen den Reihen, und Klein bzw. Christoph Martschinko scheinen im aktuellen System auf den Außenbahnen überfordert. „Wir müssen kompakter stehen, um Kräfte zu sparen“, kritisierte Abwehrchef Michael Madl, der seine schwache Leistung gegen Apollon mit Gelb-Rot in der Nachspielzeit („War dumm von mir“) krönte und im Rückspiel am kommenden Donnerstag fehlt.

Stöger gefordert

Insofern war die Niederlage gegen keinesfalls übermächtige Zyprer ein unmissverständlicher Arbeitsauftrag an Neo-Sportdirektor Peter Stöger. „Wir haben nicht die großen Möglichkeiten, sondern müssen innovativ und kreativ sein. Es muss eine Qualitätssteigerung sein und soll im Idealfall sinnvoll für die Zukunft sein“, erklärte der Wiener und gab an, „im Mittelfeldbereich“ handeln zu wollen.

Ilzer hat bislang beteuert, seinem Konzept treu zu bleiben. Auch diesmal werde er „alles Positive herauskitzeln“, um den Ausweg zu finden. „Es ist meine Aufgabe, nicht liegen zu bleiben, sondern schnellstmöglich wieder aufzustehen“, so der 41-Jährige. Auch Prokop mahnte zur Geduld: „Es bringt nichts, das ganze Konzept über den Haufen zu werfen und uns gegenseitig fertig zu machen.“ In Zypern droht der Austria aber das Ende der stolzen Serie von zehn erfolgreichen K.-o.-Duellen.

In der Uefa-Fünfjahreswertung wäre durch ein weiteres frühzeitiges Scheitern zum Glück wenig zu befürchten. Da für Österreich (11.) nach dieser Saison nur 3,8 Punkte aus der Wertung fallen (10. Türkei 6,6; 12. Niederlande 5,75), scheint der Verbleib in den Top 15 und damit der fünfte Europacup-Platz sicher. Im Wettrennen um den CL-Fixplatz wären Punkte jedoch dringend gefragt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2019)

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