Die muslimische Pilgerfahrt wird auch in diesem Jahr von regionalen Konflikten überschattet. Vor allem im Jemen und in Syrien ist die Lage dramatisch.
Mekka/Istanbul. Schon im Morgengrauen kletterten Pilger in weißen Gewändern auf einen felsigen Hügel außerhalb der heiligen Stadt Mekka: Mehr als zwei Millionen muslimische Wallfahrer aus aller Welt besuchten am Samstag den sogenannten Berg Arafat, um der Abschiedspredigt des Propheten Mohammed zu gedenken und Gottes Segen zu erflehen. Die jährliche Zusammenkunft auf dem Hügel gehört zu den Höhepunkten der Pilgerfahrt Hadsch, die zu den fünf Säulen des Islam gehört und die am ersten Tag des islamischen Opferfests am gestrigen Sonntag mit der traditionellen Steinigung des Teufels weiterging.
Mohammed hatte in seiner Abschiedspredigt zur Einheit der Muslime aufgerufen. Doch am Tag des Friedensfests eskalieren die Konflikte in der islamischen Welt. Im Jemen tun sich gerade tiefe Risse in der bisherigen Koalition zwischen Saudiarabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. In Syrien verstärkt Präsident Baschar al-Assad seine Angriffe auf die Rebellenhochburg Idlib. Seine Truppen nahmen am Wochenende die strategisch wichtige Stadt Al-Habeet ein. Und der Iran stichelt weiter gegen den US-Verbündeten und Hadsch-Gastgeber Saudiarabien.
Regime ignorieren Versöhnungsaufruf
Jeder Muslim soll nach Möglichkeit einmal im Leben am Hadsch teilnehmen. Daneben zählen das Glaubensbekenntnis, die Armenfürsorge, die fünf täglichen Gebete und das Fasten im Ramadan zu den Grundpflichten der Gläubigen. Als Mohammed vor rund 1400 Jahren seine Ansprache an die Gläubigen hielt, schärfte er ihnen der Überlieferung nach ein, dass sich alle Muslime als Brüder fühlen sollten.