US-Regierungskreise: Angriffe auf Ölanlagen vom Iran aus gesteuert

Eine der angegriffenen Öl-Anlagen in Saudiarabien.
Eine der angegriffenen Öl-Anlagen in Saudiarabien.APA/AFP/FAYEZ NURELDINE
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Das „Wall Street Journal“ berichtet, die US-Regierung habe Informationen über 20 Drohnen und zwölf Raketen, die vom Iran aus abgefeuert sein sollen.

Die US-Regierung hat nach Informationen des "Wall Street Journals" (WSJ) Saudiarabien Geheimdiensterkenntnisse übermittelt, wonach der Iran am Samstag Ausgangspunkt der Angriffe auf Ölanlagen in Saudiarabien war. Nach Einschätzung der USA habe der Iran dabei "mehr als 20 Drohnen und mindestens zwölf Raketen" eingesetzt, so das Blatt in der Montag-Ausgabe unter Berufung auf nicht genannte Quellen.

Saudiarabische Regierungsvertreter hätten erklärt, dass die vorliegenden Informationen nicht ausreichten, um darauf zu schließen, dass die Angriffe vom Iran ausgingen. US-Regierungsvertreter hätten angekündigt, Saudiarabien in den kommenden Tagen weitere Informationen zur Verfügung zu stellen.

Zwei Anlagen des saudiarabischen Staatskonzerns Aramco in Abqaiq und Khurais im Osten des Königreichs waren am Samstag attackiert worden. Nach Angaben des saudiarabischen Energieministers Prinz Abdulaziz bin Salman war die Hälfte der gesamten Produktion des Aramco-Konzerns betroffen, geschätzt 5,7 Millionen Barrel Rohöl pro Tag, fast sechs Prozent der weltweiten Rohölversorgung.

US-Präsident Donald Trump erklärte, seine Regierung sei bereit, Saudiarabien zu unterstützen, werde aber eine "definitive" Feststellung der Verantwortung abwarten. Er sei nicht darauf aus, in einen "neuen Konflikt zu geraten", fügte Trump hinzu. "Aber manchmal muss man das." Es habe sich um einen "sehr großen Angriff gehandelt", auf den ein "viel, viel größerer" folgen könne.

Die vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen im Jemen hatten die Verantwortung für die Angriffe übernommen. Die Regierung in Riad erklärte, dass iranische Waffen genutzt worden seien, machten aber Teheran nicht direkt verantwortlich.

Iran schließt direktes Treffen aus

Ein Treffen zwischen dem Iran und den USA ist nach den Worten des obersten iranischen Führers nur zusammen mit den Vertragspartnern des Atomabkommens möglich - und ein Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und Hassan Rohani, seinem iranischen Kollegen, damit wohl in weite Ferne gerückt. „Falls die Amerikaner das, was sie gesagt und getan haben, zurücknehmen und bereuen, dann können auch sie zusammen mit den anderen Vertragspartnern an einem Treffen teilnehmen", so Ayatollah Ali Khamenei am Dienstag im iranischen Staats-TV.

Sonst werde es kein Treffen mit den USA geben, "weder in New York noch sonst wo", sagte Khamenei, der laut Verfassung in allen strategischen Belangen das letzte Wort hat. Hassan Rouhani will nächste Woche an der UNO-Vollversammlung in New York teilnehmen. Seit Wochen wird spekuliert, dass es am Rande der Veranstaltung auch zu Gesprächen Rohanis mit Trump kommen könnte.

Rohani hat zwar ein bilaterales Treffen mit Trump abgelehnt, nicht aber eine Unterredung mit ihm in Anwesenheit der anderen Vertragspartner China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland. Bedingung sei jedoch eine Aufhebung der US-Sanktionen, die den Iran in den vergangenen Monaten in eine akute Wirtschaftskrise gestürzt haben.

Hintergrund ist der Konflikt über das internationale Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe. Die USA waren 2018 im Alleingang aus dem Abkommen ausgestiegen, um den Iran mit maximalem Druck zu einem Kurswechsel in der als aggressiv erachteten Nahost-Politik zu zwingen. Der Iran reagierte darauf zuletzt mit einem Wiederhochfahren der im Vertrag begrenzten Urananreicherung. Zudem droht Teheran mit einer Behinderung des wichtigen Schiffsverkehrs durch die Straße von Hormuz im Persischen Golf.

(APA/AFP)

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