Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei in Kaschmir

Proteste in Srinagar
Proteste in SrinagarAPA/AFP/STR
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Die Beamten setzten Tränengas ein, nachdem sich mehrere tausend Demonstranten in der Stadt Srinagar versammelt hatten.

Im indischen Teil Kaschmirs hat es am Freitag Zusammenstöße hunderter Demonstranten mit der Polizei gegeben. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, setzten die Beamten in der Stadt Srinagar Tränengas sowie kleinkörnige Munition ein. Pakistans Regierungschef Imran Khan telefonierte unterdessen mit US-Präsident Donald Trump über die Situation in der Region, der UN-Sicherheitsrat beriet das erste Mal seit fast 50 Jahren in einer Sondersitzung über den Konflikt.

Mehrere tausend Demonstranten versammelten sich nach dem Freitagsgebet in Srinagar. Sie warfen mit Steinen und benutzen Latten und Wellblech als improvisierte Schilde. Berichte über mögliche Verletzte lagen zunächst nicht vor.

Auch aus anderen Städten im Kaschmir-Tal wurden Zusammenstöße gemeldet. Regierungstruppen blockierten Straßen, die meisten Moscheen blieben geschlossen. Vor den Zusammenstößen in Srinagar hatte ein hochrangiger Behördenvertreter mitgeteilt, dass die Telefonleitungen in Kaschmir am Freitagabend nach zwölf Tagen wieder freigegeben werden sollten.

Neu Delhi hatte unlängst den in der indischen Verfassung festgelegten Sonderstatus mit Autonomierechten für den Teilstaat Jammu und Kaschmir, den indischen Teil Kaschmirs, gestrichen und eine Ausgangssperre in der Region verhängt. Der Teilstaat soll zudem aufgeteilt und der unmittelbaren Kontrolle Neu Delhis unterstellt werden.

Der wieder aufgeflammte Kaschmir-Konflikt reicht bis zur Unabhängigkeit des ehemaligen Britisch-Indien und der damit einhergehenden Abspaltung Pakistans im August 1947 zurück. Zweimal, 1947 und 1965, führten Indien und Pakistan Kriege um die mehrheitlich muslimische Region.

1949 wurde Kaschmir von der UNO zwischen beiden Staaten aufgeteilt - beide beanspruchen die Region aber weiterhin zur Gänze. Das Vorgehen der indischen Regierung in Kaschmir in den vergangenen Wochen hat die Spannungen zwischen Neu Delhi und Islamabad deutlich verschärft. Die Sitzung des UN-Sicherheitsrats am Freitag war die erste zum Kaschmirkonflikt seit 1972. Sie fand hinter verschlossenen Türen statt.

"Gute Diskussion“ mit Trump

Pakistans Außenminister Shah Mehmood Qureshi zufolge sprach Regierungschef Khan am Freitag mit US-Präsident Trump. Es habe eine "gute Diskussion" stattgefunden und beide hätten entschieden, "in ständigem Kontakt zu bleiben", sagte Qureshi in Islamabad. Trump hatte Ende Juli bei einem Treffen mit Khan gesagt, Indiens Regierungschef Narendra Modi habe ihn gebeten, im Kaschmir-Konflikt zu vermitteln. Indien wies die Angaben entrüstet zurück.

Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh deutete unterdessen an, dass Neu Delhi seine Selbstverpflichtung für einen Verzicht auf den Ersteinsatz von Atomwaffen aufgeben könnte. "Indien hat sich streng an diese Doktrin gehalten. Was in der Zukunft passiert, kommt auf die Umstände an", schrieb Singh im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Indien hatte sich 1999 dazu verpflichtet, in Konflikten nicht als erste Partei Atomwaffen einzusetzen. Nachbarland China hat sich einem ähnlichen Grundsatz verschrieben, Pakistan nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass die Modi-Regierung an der "No First Use"-Doktrin kratzt. 2016 hatte der damalige Verteidigungsminister Manohar Parrikar Bedenken gegenüber der Selbstverpflichtung geäußert, 2014 war ihre Überarbeitung Teil des Wahlkampfprogramms von Modis hindu-nationalistischer Partei BJP.

(APA)

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