Neue Busflotte: Wiener Linien planen mit E-Antrieb und Wasserstoff

(c) Wiener Linien / Zinner
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Busse mit alternativen Antrieben sollen vermehrt eingesetzt werden. Der Löwenanteil der neuen Busse wird aber mit Diesel fahren.

Die Wiener Linien planen bei der Neuanschaffung von Bussen den vermehrten Einsatz alternativer Antriebe. Bei der nächsten Tranche sollen auch 62 Busse mit Batteriebetrieb und 10 mit Wasserstoffantrieb ausgeschrieben werden. Das Fundament des Busnetzes bleiben aber weiter Busse mit Dieselantrieb – hier sollen fast 400 neue Busse kommen. Die wichtigsten Fragen zur neuen Strategie für den städtischen Busverkehr.

Warum brauchen die Wiener Linien schon wieder neue Busse?

Die Lebensdauer eines Busses, der im Netz der Wiener Linien unterwegs ist, wird mit etwa acht bis neun Jahren angegeben. Ab diesem Zeitpunkt, sagt Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer, steigen die Instandhaltungskosten „exponentiell“. Ab dann müsse man sich entscheiden, ob man viel Geld in Reparaturen, etwa für Motor, Getriebe, Achsen etc. investiere, oder neue Modelle anschaffe. Die aktuelle Busflotte mit 414 Bussen mit Dieselantrieb, die der Abgasnorm Euro 6 unterliegen, und 12 E-Bussen wurde 2013 ausgeschrieben. (Dazu kommen noch zwei autonom fahrende E-Busse, die aber nur als Forschungsprojekt in der Seestadt Aspern unterwegs sind.) Bei der gerechneten Lebensdauer soll 2022 die Erneuerung der Busflotte beginnen, die 2027 abgeschlossen sein soll.

Welche Busse sollen nun angeschafft werden?

In zwei Tranchen sollen noch heuer zunächst 285 bis 325 Euro-6-Normal und Gelenkbusse ausgeschrieben werden. Dazu sollen ab 2025 weitere 62 extragroße Busse mit Dieselantrieb kommen. Die Investitionssumme dafür soll bei 145 Mio. Euro liegen. Dazu sollen 2021 Normalbusse mit Batterieantrieb ausgeschrieben werden – 62 Stück davon sind vorgesehen. Ab 2024 sollen 10 Kleinbusse mit Batterieantrieb folgen – sie ersetzen die E-Busse, die schon jetzt in der Wiener Innenstadt unterwegs sind. Und schließlich sollen schon ab 2023 insgesamt zehn Normalbusse mit Wasserstoffantrieb ausgeschrieben werden. Die Kosten für all diese Busse mit alternativen Antrieben sollen bei 25 Mio. Euro liegen.

Warum wird der Großteil der Flotte weiter mit Diesel betrieben?

Die Busse mit Elektroantrieb haben noch Schwächen, die Entwicklung hänge noch den Anforderungen hinterher, argumentieren die Wiener Linien. Und Wasserstoffbusse seien überhaupt noch nicht in Serienreife erhältlich. Daher will man bei den Euro-6-Bussen bleiben, die derzeit sowohl am umweltfreundlichsten als auch am günstigsten unterwegs seien. Peter Wiesinger, Abteilungsleiter für Kraftfahrzeuge bei den Wiener Linien, rechnet grob vor, dass ein zwölf Meter langer Normalbus mit Dieselantrieb derzeit in der Anschaffung etwa 200.000 bis 230.000 Euro koste. Ein ähnlicher Bus mit E-Antrieb komme auf etwa 600.000, ein Wasserstoffbus auf rund eine Million Euro.
Und in Hinblick auf die CO2-Belastung arbeitet man bei den Wiener Linien auch daran, zunehmend synthetische Diesel zu verwenden, die nicht aus Erdöl gemacht werden.

Was sind die Nachteile bei Bussen mit Batterieantrieb?

Derzeit scheitert es unter anderem daran, dass die Reichweite mit einer vollen Ladung noch nicht annähernd an die eines Diesel-Busses herankommt. Bei einem Diesel schafft man mit einer Tankfüllung etwa 500 Kilometer, bei einem E-Bus seien es 80 bis 120. Dazu kommt, dass die Batterien und die Ladevorrichtungen so viel Gewicht verbrauchen, dass in einem E-Bus bis zu 30 Prozent weniger Fahrgäste mitfahren könnten. Das bedeutet, dass man mehr Busse bräuchte und die in dichteren Intervallen fahren müssten, um die gleiche Zahl an Passagieren zu transportieren. Und schließlich müsste für eine E-Bus-Flotte auch noch die Infrastruktur nachgerüstet werden, also etwa Ladestationen an den Endstellen einer Strecke und zusätzliche Garagen.

Woran scheitert es derzeit bei Wasserstoffbussen?

Die Technologie ist noch nicht so weit. Zwar könnte ein Wasserstoffbus einen Diesel-Bus in Sachen Reichweite fast 1:1 ersetzen, doch scheitert es zum einen noch an der nötigen Infrastruktur – also wo wird der Wasserstoff hergestellt, wo kann man die Busse betanken. Und zum anderen nach wie vor an den Kosten. Doch man tastet sich langsam an das Thema heran. So soll in der Garage Leopoldau eine erste Wasserstoff-Tankstelle entstehen. Und schon im Mai 2020 soll ein erster Testbus eines Herstellers für zwei Wochen in Wien unterwegs sein.

Wann und wo sind nun Busse mit alternativem Antrieb unterwegs?

Die ersten neuen E-Busse sollen 2023 in den regulären Betrieb gehen. Geplant ist ein Einsatz unter anderem auf den Linien 57A und 61A. Der Antrieb eigne sich vor allem für Linien, die in der Peripherie unterwegs sind, keine allzu dichten Intervalle haben und die bei den Endstellen die Möglichkeit bieten, Ladestationen zu bauen. In Siebenhirten im Süden Wiens soll ein eigenes Kompetenzzentrum für E-Busse entstehen – hier soll es auch eine eigene Busgarage für die E-Busse geben.
Der erste Linieneinsatz für Wasserstoffbusse könnte auf der Linie 39A stattfinden – die Strecke zwischen Heiligenstadt und Sievering sei laut Peter Wiesinger eine „sportliche Linie“ mit viel Auf und Ab. Die ersten serienreifen Busse mit Wasserstoffantrieb soll es 2022 geben, etwa 2024 sollen zehn Stück in Wien unterwegs sein.

Wie lange soll die neue Flotte dann unterwegs sein?

Auch hier ist wieder die Rede von acht bis neuen Jahren, die die Busse im Netz unterwegs sein sollen. Bis 2027 soll die Flotte komplett ausgeliefert sein. Etwa um diese Zeit wird es wohl auch wieder eine neue Ausschreibung geben – und dann könnte die Antriebsart der übernächsten Generation schon wieder ganz anders aussehen.

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