Familie, Kultur und Kulinarik binden Auslandsösterreicher an die Heimat. Ihre Vereine kämpfen mit digitalen Mitteln um jüngere Mitglieder.
In der Fußgängerzone von Eisenstadt ist Wiedersehensfreude angesagt. Egbert aus Portland, Oregon, schüttelt Edith aus Frankfurt die Hand, Birgit aus den USA begrüßt Jürgen aus Bonn. Zwei, die einander noch nicht kennen, ändern das rasch: „Matl, Stockholm, angenehm.“ – „Freut mich sehr, Allerstorfer, Hawaii.“ Die Auslandsösterreicher sind in der Stadt, ihr Weltbund hat zu seinem jährlichen Treffen geladen und den Internationalitätsfaktor von Eisenstadt damit gleich einmal dramatisch vervielfacht.
Dass diesmal die burgenländische Landeshauptstadt als Austragungsort gewählt wurde, ist ein Zufall mit Symbolcharakter. Immerhin ist das Burgenland das auswanderungsfreudigste Bundesland Österreichs. Floh man allerdings früher in erster Linie vor der Armut in Richtung goldener Westen, braucht die moderne mobile Gesellschaft keine besonderen Gründe für einen Umzug ins Ausland. Weshalb die Zahl der Auslandsösterreicher mittlerweile auf 540.000 geschätzt wird – das „zehnte Bundesland“, wie sie sich selbst stolz nennen: Größer als Vorarlberg und das Burgenland, ungefähr gleich groß wie Kärnten und Salzburg.
Seit 55 Jahren auf Hawaii. Zwei, die diese unterschiedlichen Generationen repräsentieren, sind Hermann Allerstorfer (93) und Edith Pürschel (55). Allerstorfer stammt aus Heiligenkreuz im Burgenland, lernte Uhrmacher, wurde von einer Schweizer Firma nach Kalkutta geschickt, traf dort seine spätere Frau Eva, ging mit ihr nach Argentinien, Kalifornien, und von dort weiter nach Hawaii, wo er seit mittlerweile 55 Jahren lebt. Edith Pürschels Weg ins Ausland war etwas weniger abenteuerlich. Sie ging zum Studium in die USA und von dort weiter nach Deutschland. Dort lernte sie ihren Mann kennen, einen Berliner – und blieb. Heute lebt Pürschel in der Nähe von Frankfurt und arbeitet für die Deutsche Bank.
