Auch wenn die meisten Österreicher dem Bargeld treu bleiben, wagen immer mehr das elektronische Zahlen: Der jüngste World Payments Report verzeichnet in Österreich einen Anstieg des Transaktionsvolumens um 7,1 Prozent.
Nur jeder zehnte Österreicher würde auf sein Bargeld verzichten. Das ergab eine im Sommer viel zitierte Studie der ING Bank. Es hält die Menschen in Österreich aber dennoch nicht davon ab, immer öfter elektronisch zu zahlen - das geht aus dem World Payments Report 2019 von Capgemini hervor, der exklusiv der „Presse“ vorliegt.
Das weltweit tätige Beraterunternehmen verzeichnete bei bargeldlosen Zahlungen in Österreich 2017 einen Anstieg um 7,1 Prozent auf 1,63 Milliarden Transaktionen. Am stärksten legten in Österreich Zahlungen mit Debit- bzw. Bankomatkarten zu: Hier errechneten die Berater eine Erhöhung um knapp 14 Prozent - auf ein Volumen von 642 Millionen.
„Die Steigerungen waren in den Vorjahren signifikant niedriger“, sagt Wolfgang Barvir, Leiter von Financial Services bei Capgemini Österreich und Osteuropa. Dass Österreicher dennoch aufgrund ihrer Vorliebe für Bargeld vergleichsweise wenig elektronisch zahlen, sieht Barvir als Chance: „Banken suchen derzeit dringend nach Möglichkeiten, wie sie Geld verdienen können. Dieses ungenutzte Potenzial könnten sie monetarisieren.“ In Deutschland legte der elektronische Zahlungsverkehr im selben Zeitraum nur um 3,1 Prozent zu. Das Transaktionsvolumen ist aber mit 21,1 Milliarden naturgemäß deutlich höher als in Österreich.
Branche passt sich nur langsam an
Weit entfernt sind beide Länder indes von den Wachstumsraten in Asien, wo Capgemini ein Plus von 32 Prozent errechnet hat. Hier liegen Russland mit 40 Prozent, Indien mit 39 Prozent und China mit 35 Prozent klar vorne. Es sind Schwellenländer, die den größten Anteil am weltweiten Wachstum bei elektronischen Zahlungen ausmachen. Insgesamt dürfte der weltweite bargeldlose Zahlungsverkehr bis 2022 jährlich um 14 Prozent auf ein Transaktionsvolumen von 1,05 Billionen zulegen.
Auch wenn die Wende hin zu modernen digitalen Zahlungsmethoden in Industrieländern wie Österreich und Deutschland nur langsam vonstatten geht, ist sie in Anbetracht der internationalen Wachstumsraten nicht mehr aufzuhalten. Hier stellen die Autoren des Reports fest, dass sich die Finanzdienstleistungsbranche, vor allem die Bankbranche, nur sehr zögerlich an die neuen digitalen Herausforderungen anpasst.
So resultieren die meisten Maßnahmen zur digitalen Transformation bei 60 Prozent der Banken aus gesetzlich zwingenden Vorgaben. Initiativen, die über die regulatorischen Mindestanforderungen hinausgehen, gibt es kaum. Vor allem das für einen effizienten digitalen Zahlungsverkehr wichtige Teilen von Daten zwischen den einzelnen Instituten funktioniert nicht so, wie es notwendig wäre, um mit der wachsenden Konkurrenz - vor allem Fintechs - mitzuhalten. Denn der Druck auf traditionelle Zahlungsanbieter steigt kontinuierlich. Nicht zuletzt, seitdem große Tech-Konzerne wie Google, Amazon, Facebook und Apple kein Geheimnis mehr daraus machen, die Welt der Zahlungsdienstleistungen revolutionieren zu wollen.