Die britische Lücke: Luxemburgs Regierungschef, Xavier Bettel, beklagte am Montag das Fernbleiben des Premierministers Boris Johnson von einer Pressekonferenz.

Ohne Briten wird die EU schwächer

Der Austritt des Vereinigten Königreichs wird mancherorts als Erleichterung für die Union aufgefasst. Doch finanziell, militärisch und weltanschaulich ist der Brexit ein Verlust für Europa.

Brüssel. Sie sind mühsame Besserwisser, die nur von der EU profitieren, aber nicht zu ihr beitragen wollen. Sie hindern die Union auf Zuruf Washingtons daran, eine verteidigungspolitische Rolle einzunehmen. Je schneller sie gehen, desto schneller kann die Vertiefung des Einigungswerkes voranschreiten: Solche Meinungen hört man seit dem Brexit-Referendum vor mehr als drei Jahren immer öfter, wenn man in Brüssel mit Diplomaten und Eurokraten über die Briten spricht.

Doch ein nüchterner Blick legt offen, wie sehr die Briten die EU in vielen Belangen stärker gemacht haben. Diese Lücke zu füllen wird für die nicht gerade von politischer Einmütigkeit beseelten 27 eine große Herausforderung. Was also verliert Europa durch den Austritt seines britischen Mitgliedes?

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Einen großen Nettozahler

5,3 Milliarden Euro überwies London im Jahr 2017 mehr nach Brüssel, als es von dort in Form von Förderungen bezog: Nur Deutschland trägt unterm Strich mehr zum Haushalt der Union bei als das Vereinigte Königreich (zumindest in absoluten Zahlen, pro Kopf ist Schweden größter Nettozahler). Der Brexit reißt somit eine große finanzielle Lücke, die angesichts der politischen Herausforderungen, welchen sich die EU stellen möchte (Stichwort: Klimawandel), noch bedenklicher wird. Es ist nämlich realpolitisch kaum vorstellbar, dass die Agrar- und Regionalförderungen gekürzt werden. Wo aber soll das zusätzliche Geld herkommen, mit dem Brüssel das Klima rettet, sicherheitspolitisch auf der Weltbühne forscher auftritt oder seine „digitale Souveränität herstellt“, wie die designierte Kommissionspräsidentin, Ursula von der Leyen, es verlangt?

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