Was gegen Glatzen helfen kann

Patrick Brunner.
Patrick Brunner.(c) Wolf-Dieter Grabner
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Die wichtigsten Fragen zu Haarausfall und Methoden dagegen.

Warum verlieren Männer überhaupt ihre Haare?
Ein tatsächlicher Sinn steckt offenbar nicht dahinter, dass Männer – mal früher, mal später – ihre Haare verlieren. „Man kennt keinen evolutionären Vorteil“, sagt Patrick Brunner, Dermatologe am Wiener AKH. „Die Glatze passiert ja nach der Zeit der Reproduktion. Der Natur ist es egal, was da passiert.“ Es gebe Theorien, dass man dadurch mehr Vitamin D produziert, aber auch die, dass die Glatze im Sozialverhalten Stärke ausrückt. „Ob es einen Vorteil hat, dass man eine Glatze hat“, meint Brunner, „weiß man eigentlich nicht.“

Warum trifft der Haarausfall manche Männer, andere dafür nicht?
Auch das ist nicht restlos geklärt. Zu 80 Prozent sollen Gene dahinterstecken, ob man eine Glatze bekommt. „Aber es gibt auch Zwillinge, bei denen einer Haarausfall hat, der andere nicht“, meint Brunner. Rund 200 Gene regulieren das Haarwachstum – „das ist ein eigener Kosmos für sich“. Und das Haarfollikel ist nicht nur das Haar, sondern auch Stammzellen für die Haut, die für das Immunsystem relevant sind. „Das Haarfollikel ist ein hochkomplexer Apparat, da ist vieles noch nicht verstanden. Und es hat Funktionen, die über das simple Haarwachstum hinausgehen.“ Vermutlich stecken also mehrere Faktoren dahinter, „da gibt es viele Mechanismen. Und es wird viel geforscht, denn das ist ein großer Markt“.

Warum beginnt bei manchen die Glatze vorn, bei anderen von hinten?
„Studien zeigen, dass Haare in Wellen produziert werden und empfindlich auf Testosteron sind“, sagt Brunner. Und Haarwurzeln sind an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich empfindlich. „Jede Wurzel ist eine eigene Uhr und es ist ein ständiges Kommen und Gehen.“ Jedem Menschen fallen pro Tag an die hundert Haare aus – warum sie das bei Männern an bestimmten Stellen tun, etwa vorn (Geheimratsecken) oder hinten, ist noch nicht entschlüsselt.

Warum bleibt bei Haarausfall der klassische Haarkranz erhalten?
In Österreich verbindet man vor allem den früheren niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll mit dem Haarkranz. In der Regel bleiben die Haare in diesem Bereich erhalten. „Dort sind die Haare nicht empfindlich auf die Testosteroneinwirkung“, sagt Experte Brunner. „Warum sie es gerade dort nicht sind, ist noch nicht klar.“ Fix sei aber, dass der Kopf kein homogenes Feld ist, auf dem die Haare überall gleichmäßig sprießen.

Gibt es Medikamente, die gegen Haarausfall helfen?
Ja, da gibt es einige Methoden. Das Medikament Minoxidil, zum Beispiel, kann ein Fortschreiten des Haarausfalls aufhalten. „Es muss aber sehr konsequent aufgetragen werden“, sagt Brunner. „Und die Wirkung hört auch sofort auf, wenn man das Medikament wieder absetzt.“ Daneben gebe es auch Hormonblocker, die das Voranschreiten des Haarausfalls verlangsamen, „allerdings haben die Nebenwirkungen, etwa Libidoverlust“.

Kann man mit Nahrungsergänzungsmitteln die Glatze verhindern?
„Nahrungszusätze kann man sich im Normalfall eigentlich sparen“, meint Experte Brunner. „Die helfen nur bei Haarausfall aufgrund von Mangelernährung, aber das ist bei uns selten.“ Und diffuser, krankhafter Haarausfall, wenn die Haare vom gesamten Kopf ausfallen, sei ohnehin etwas anderes als anlagebedingter Haarausfall.

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