Randerscheinung

Kastaniengeschichte

(c) Carolina Frank
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Es ist Ihnen sicher noch nicht aufgefallen, aber einmal im Jahr muss ich hier etwas über Kastanien schreiben.

Es ist Ihnen sicher noch nicht aufgefallen, aber einmal im Jahr muss ich hier etwas über Kastanien schreiben. Zumeist verpacke ich das Kastanienthema in irgendwelche Geschichten mit den Buben. Also Kastanien sammeln, Kastanien Hosensäcke ausbeulen lassen, Kastanien kiloweise nach Hause schleppen und zu besterletzt Kastanientiere basteln (mein bestes Zahnstochertier war übrigens eine Giraffe, gebastelt aus vier Stochern und einer überreifen Banane, also ganz ohne Kastanie, aber das ist eine andere Geschichte). Heuer wird das aber mit der Kastaniengeschichte irgendwie nichts, weil der Jüngste nun schon fast zu alt fürs Kastaniensammeln ist (gut, die Saison geht ja gerade erst los, man soll die Hoffnung nicht zu früh aufgeben). Überhaupt ist er seit Kurzem ziemlich lässig, durchaus altersadäquat, die Volksschule und die elterliche Fürsorge beginnen ihn an allen Ecken und Enden zu zwicken wie die Pullover, aus denen er reihenweise herauswächst. Ja überhaupt fährt er jetzt auch mit dem Bus in die Schule, was für mich natürlich eine weit größere Umstellung ist als für ihn. Deshalb ohne jeden Umweg direkt zu den Kastanien: Ich mag Kastanien. Sie entziehen sich billigen Metaphern („stachelige Schale, harter Kern" gibt nicht viel her). Sie zeigen jenen Teil des Herbstes an, der zu meinen Topjahreszeiten gehört. Und vor allem sind sie für nichts gut. Sonst sammelt man Früchte, um sie aufzuessen, einzukochen, zu knacken, zu rösten, zu dörren oder was immer. Kastanien sammelt man nur, um Kastanien zu sammeln. Anders als Steine oder Muscheln, die man oft Jahrzehnte in irgendwelchen Laden aufhebt, altern sie aber sehr schnell, weshalb eine Kastanie immer die Freude von Saisongemüse auslöst. Genau wie die alljährliche Kastanien-Kolumne . . .

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