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Renault-Chef Bolloré muss gehen

Der Renault-Chef Thierry Bolloré muss gehen.
Der Renault-Chef Thierry Bolloré muss gehen.(c) APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Seit der Festnahme von Ghosn kriselt es zwischen den Partnern Nissan und Renault.

Paris/Wien. Nach Ghosn und Saikawa wird schon wieder ein Chef vor die Tür gesetzt. Die beiden aneinander beteiligten Autohersteller Renault und Nissan haben sich in einer Krise festgefahren. Der Renault-Chef Thierry Bolloré muss gehen. Bolloré hatte selbst von einem „Putsch-Versuch“ gesprochen.

Der japanische Partnerkonzern Nissan hatte erst vor einem Monat seinen Chef, Hiroto Saikawa, ausgetauscht, um nach eigenen Angaben einen Neuanfang einzuleiten. Saikawa hatte zuvor eingeräumt, unverhältnismäßig hohe Zahlungen im Rahmen eines Aktienvergütungsprogramms erhalten zu haben.

Bolloré gilt als Ghosn-Kumpel

Schon im vergangenen November wurde der ehemalige Renault-Konzernchef und Initiator des französisch-japanischen Auto-Bündnis, Carlos Ghosn, wegen Untreue-Vorwürfen überraschend verhaftet. Er soll gegen Börsenauflagen in Japan verstoßen haben. Bolloré gilt als Vertrauter Ghosns.

Renault hält an seinem asiatischen Partner 43 Prozent, der umgekehrt mit 15 Prozent an den Franzosen beteiligt ist. Nissan ist die Dominanz von Renault schon länger ein Dorn im Auge.

Bereits im Vorfeld gab es Spekulationen, dass Renault-Verwaltungsratschef Jean-Dominique Senard den Rückzug von Bolloré wünscht. Senard, früherer Chef des Reifenherstellers Michelin, war bei Renault zu Hilfe gerufen worden, um das Unternehmen nach der Ghosn-Krise zu stabilisieren. Renault hat im ersten Halbjahr auch wegen der Schwierigkeiten seines japanischen Partners Nissan einen herben Gewinneinbruch erlitten.

Am Mittwoch hatte sich der französische Staat demonstrativ hinter Senard gestellt. Es werde ihm vertraut, die richtigen Entscheidungen zur Führung des Unternehmens zu treffen, sagte Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire. Der Staat hält 15 Prozent der Anteile an Renault.

Anleger reagieren positiv

Renault macht sich nun nach eigener Aussage auf die Suche nach einem permanenten Nachfolger für Bolloré. Übergangsweise soll Finanzchefin Clotilde Delbos die Geschäfte des französischen Automobilkonzerns leiten. Unterstützt wird sie von den Managern Olivier Murguet und Jose-Vicente de los Mozos. An der Börse kam der Chefwechsel gut an. Die Aktien stiegen in Paris um 4,6 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2019)

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