Mit dem Syrien-Feldzug steht Ankara auf einsamer Flur. Sanktionen drohen, die Lira verliert an Wert. Erdoğans „Sicherheitszone“ scheint unrealistisch.
Istanbul. Die Türkei setzt ihre Militärintervention in Syrien fort, trotz heftiger Kritik vor allem aus EU-Ländern und möglicher Sanktionen aus Brüssel. Auch am dritten Tag der Operation stand die Einnahme der syrischen Kleinstädte Ras al-Ain und Tel Abjad im Mittelpunkt der türkischen Offensive. Ankara erachtet die Intervention weiterhin als legitimes Mittel, um kurdische Extremisten im Nachbarland zu bekämpfen und die Rückkehr syrischer Flüchtlinge in ihr Heimatland zu ermöglichen. Doch die Türkei wird die gewünschten Ziele kaum erreichen können. Die drei wichtigsten Gründe dafür, dass die Militäraktion scheitern dürfte:
Unrealistische Ziele
Die Türkei verfolgt mit dem Einsatz völlig unrealistische politische Ziele. Zwar hat das Land ein berechtigtes Interesse daran, sich vor der kurdischen Terrororganisation PKK und deren Ableger YPG zu schützen. Doch der Einmarsch wird das Problem nicht lösen. Ohne politische Initiativen zur Lösung der Kurdenfrage wird die Wirkung des Angriffs rasch verpuffen. Westlich vom derzeitigen Einsatzgebiet hält die Türkei seit mehr als drei Jahren syrisches Gebiet besetzt, ohne dass diese Gegenden dauerhaft befriedet werden konnten. Es ist unwahrscheinlich, dass sich in absehbarer Zeit mehrere Millionen Syrer aus der Türkei in der angestrebten „Sicherheitszone“ niederlassen. Die meisten Syrer in der Türkei kommen aus anderen Gegenden und werden kaum freiwillig in ein Gebiet ziehen, das ihnen fremd ist. Ohne Frieden im Bürgerkriegsland werden die allermeisten Flüchtlinge in der Türkei bleiben wollen.