Bluttat in Wullowitz: Tatverdächtiger besuchte vier Tage zuvor Anti-Aggressionskurs

OBEROeSTERREICH: ASYLWERBER SOLL BETREUER VERLETZT UND BAUERN GETOeTET HABEN
OBEROeSTERREICH: ASYLWERBER SOLL BETREUER VERLETZT UND BAUERN GETOeTET HABENAPA/LAUMAT.AT / MARIO KIENBERGER
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Das Training war nach einer Rauferei des 33-Jährigen im April angeordnet worden. Bei der Einvernahme bestätigte er sein Motiv für die Tat.

Der 33-Jährige, der in Wullowitz in Oberösterreich einen Landwirt erstochen und einen Asylbetreuer lebensgefährlich verletzt haben soll, hat offenbar vier Tage vor der Tat noch ein Anti-Aggressions-Training besucht. Dies bestätigte der Verein Neustart den Oberösterreichischen Nachrichten. 

Das Training wurde vom Land Oberösterreich angeordnet, nachdem er im April beim Besuch eines Volkshochschulkurses in eine Rauferei mit einem anderen Teilnehmer verwickelt gewesen war. Am 10. Oktober, vier Tage vor dem Mord und dem Mordversuch, hatte der tatverdächtige Afghane die vierte Einheit und somit die Hälfte des Kurses absolviert. insgesamt besteht das Training aus acht Einheiten zu je vier Stunden.

Neustart-Sprecher Andreas Zembaty sagte zu den Oberösterreichischen Nachrichten, dass der Tatverdächtige "alle Termine pünktlich eingehalten“ und in den Kursen „sehr präsent“ gewesen sei. Zembaty zeigte sich sehr überrascht von der "Eskalation" wenige Tage nach der letzten Kursteilnahme.

Einvernahme: Motiv war Arbeitssituation

Der Afghane wurde am Mittwoch zum ersten Mal einvernommen. Die Einvernahme bestätigte, dass das Motiv für die Attacke auf den Betreuer in der Asylunterkunft in Leopoldschlag die Arbeitssituation des Asylwerbers war. Er wollte offenbar zu einer gewissen Zeit arbeiten, woraufhin ihm erklärt wurde, dass er das nicht selbst entscheiden könne, berichtete Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. Zu einer Aussprache darüber kam er bereits mit einem Messer. "Er wollte den Betreuer nicht töten", habe der 33-Jährige gesagt, gab Pilsl an.

Als es dem Afghanen auf der Flucht nicht gelang, ein Auto aufzubrechen, habe er von einem Altbauern dessen Autoschlüssel verlangt. Dieser gab ihn nicht heraus, sondern rief um Hilfe, woraufhin der 33-Jährige mit demselben Messer noch einmal zustach. Dann sei er mit dem Wagen des Pensionisten nach Linz gefahren, wo er Montagabend gefasst wurde.

Die Auswertung der Gegenstände des Mannes hätten gezeigt, dass er tief religiös sei, aber keine Hinweise auf Extremismus geliefert, so Pilsl. Untersuchungshaft ist noch nicht verhängt worden. Das Asylquartier in Leopoldschlag sei bereits geräumt, sagte Thomas Märzinger vom Roten Kreuz. Es war seit einiger Zeit in Begutachtung, die Schließung wurde jetzt vorgezogen, die Bewohner in andere Quartiere verlegt. Kriseninterventionsteams kümmerten sich um die Hinterbliebenen bzw. die Familie des Betreuers und Anrainer.

Landessicherheitsrat: Im Asylbereich nachschärfen

Am Mittwoch tagte auch der oberösterreichische Landessicherheitsrat. Dabei formulierte die Landesregierung auch Forderungen an den Bund.  So seien rechtliche und organisatorische Nachschärfungen im Asylbereich nötig, sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), etwa die Beschleunigung der Verfahren in zweiter Instanz am Bundesverwaltungsgerichtshof durch Personalaufstockung.

OBEROeSTERREICH: LANDESSICHERHEITSRAT ZU WULLOWITZ
OBEROeSTERREICH: LANDESSICHERHEITSRAT ZU WULLOWITZFOTOKERSCHI.AT/KERSCHBAUMMAYR

Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) plädierte dafür, dass auch die Rechtsberatung der Bund übernehmen solle.Er hinterfragte auch die „aussichtslosen“ Berufungen bei vielen Asylverfahren. Zudem stellte er die Unterbringung in Kleinsteinrichtungen infrage, denn wer auffällig geworden sei, dürfe nicht versteckt werden, sondern müsse im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.

Die Landesräte Birgit Gerstorfer (SPÖ) und Rudi Anschober (Grüne) forderten alle Härte der Rechtsprechung für den Festgenommenen. Gewaltpräventionsmaßnahmen sollen fortgesetzt und intensiviert werden, "es muss eine Verbindlichkeit geben", insistierte Gerstorfer. Der Austausch in den Organisationen müsse verbessert werden, um die Menschen besser kennenzulernen.

Anschober warnte vor Verallgemeinerungen und betonte, dass andere Asylwerber den angegriffenen Betreuer verteidigt hätten. Die Verfahrensdauer müsse verkürzt werden. Derzeit gebe es 30.000 offene Verfahren in der zweiten Instanz, es brauche unbedingt eine personelle Aufstockung. Ein Anti-Gewalt-Training, mit dem die Justiz in den vergangenen zehn Jahren gute Erfahrung gemacht habe, solle Asylwerbern verpflichtend vorgeschrieben werden können. Dass der mutmaßliche Täter schon Teil eines solchen Programmes war, wusste Anschober zu dem Zeitpunkt offenbar nicht nicht.

>> Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten

(APA/red)

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