Der legendäre Nestroy-Spruch „Wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf" findet sich bei dem deutschen Komiker Marc-Uwe Kling in dieser Form wieder: „Wenn alle Stricke reißen, kann man sich nicht mal mehr aufhängen." Uff. Marc-Uwe!
Die österreichischen Sportlerinnen und Sportler des Jahres werden künftig mit der Trophäe „Niki" geehrt. Seit ich das gelesen habe, kann ich das Bild nicht mehr löschen, das sich mein geistiges Auge von der entsprechenden Statuette macht. Schon bei der „Romy" löste der Gedanke bei mir Unbehagen aus, dass eine verdiente Schauspielerin zwecks Marketing zu einem pokalartigen Figürchen eingeschmolzen wird. Wenigstens beim „Nestroy", der bald wieder verliehen wird, kommt man ohne Nestroy-Püppchen aus. Aber es gibt natürlich Schlimmeres für einen Schriftsteller. Wenn sich zum Beispiel die Nachfahren an die Pointenverbesserung machen. So findet sich der legendäre Nestroy-Spruch „Wenn alle Stricke reißen, häng ich mich auf" bei dem deutschen Komiker Marc-Uwe Kling in dieser Form wieder: „Wenn alle Stricke reißen, kann man sich nicht mal mehr aufhängen." Uff. Marc-Uwe! Das tut schon wahnsinnig weh.
Aber vielleicht findet er ja, das sei etwas „ganz eigenes". Dieser Nestroy macht sein Ding, und ich mach mein Ding. Oder ich tu ihm überhaupt unrecht, und man kann im Marc-Uwe-Land gefeierter Kabarett-Autor sein und gar nicht wissen, dass das Zitat von Nestroy stammt. Es hat nur mal das Ohr gestreift, vielleicht beim Österreich-Urlaub, und dann hat man’s ein bisschen mit eigenem Geistesblitz aufgebessert. Schon hat man den Titel eines „Soloprogramms". Das CD-Cover zeigt den Komiker übrigens mit gerissenem Strick um den Hals, dafür ohne Quellenangabe. Klauen und verhunzen in einem Aufwaschen, das ist schon eine Leistung, für die man eine eigene Statuette vergeben müsste. Wie wär’s mit „Die kupferne Chuzpe"? Vielleicht schafft diese glänzende Statue es, mich von den schlimmsten „Niki"-Visionen zu befreien.