Rohstoffe

Rekordpreis für Palladium

Palladium ist teurer als Gold. Eine Unze Gold kostete zuletzt nur 1480 Dollar.
Palladium ist teurer als Gold. Eine Unze Gold kostete zuletzt nur 1480 Dollar.(c) REUTERS (MICHAEL DALDER)
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Das Edelmetall wird für Katalysatoren in Benzin-Autos und der Medizintechnik gebraucht. Aber seit acht Jahren gibt es ein Defizit.

Wien. Palladium ist so teuer wie noch nie. Auf dem Höchststand kostete eine Unze zu Beginn der Woche 1810,20 US-Dollar. Beim letzten Kurseinbruch im August 2018 war Palladium nur 835 Dollar wert – also weniger als der Hälfte.

Der Preis für das silberweiß glänzende Edelmetall eilt seit August diesen Jahres von Rekord zu Rekord. Dabei stellt es Gold deutlich in den Schatten, obwohl Palladium wesentlich häufiger vorkommt. Vor allem in Russland und Südafrika wird es abgebaut. Das Metall wurde erst im Jahre 1803 entdeckt und nach dem kurz zuvor gesichteten Asteroiden Pallas benannt. Nun entdecken Investoren Palladium als Anlagemetall.

Spannung am Palladiummarkt

„Der Palladiummarkt ist nach acht Jahren im Angebotsdefizit angespannt“, erklärt Carsten Fritsch von der Commerzbank. In dieser Zeit habe sich die Unterversorgung auf 5,5 Millionen Unzen aufsummiert. Dem schwachen Angebot steht eine steigende Nachfrage gegenüber: Der Londoner Verarbeiter Johnson Matthey rechnet für heuer mit einem Anstieg um neun Prozent auf ein Rekordniveau von 11,15 Millionen Unzen. Maßgeblicher Treiber ist die Autoindustrie. Trotz schwächelnder Autoverkaufszahlen in den USA, China und Europa sollen heuer 9,5 Millionen Unzen verschlungen werden – neun Prozent mehr als 2018. Das Edelmetall wird für Katalysatoren zur Abgasreinigung von Benzinmotoren benötigt. Der Dieselskandal ließ die Käufer wieder auf Benziner umschwenken. Auch in der Medizintechnik kommt Palladium zum Einsatz.

Der Markt liegt fest in Russlands Hand. Zu sowjetischen Zeiten waren Informationen über die russischen Palladiumproduktion ein Staatsgeheimnis. Norlisk Nickel, der weltgrößte Palladiumproduzent aus Moskau, kommt auf einen globalen Marktanteil von 39 Prozent. Der Bergbaukonzern erwartet für das nächste Jahr ein beträchtliches Angebotsdefizit. In Südafrika wiederum wurden Lohnverhandlungen in der Platinminenindustrie nach drei Monaten ergebnislos abgebrochen. Die Minengewerkschaft AMCU fordert Lohnerhöhungen von bis zu 48 Prozent. Gelingt bis Ende Oktober keine Einigung, droht ein Streik. Davon wäre auch Palladium betroffen, da es als Nebenprodukt bei der Platinproduktion anfällt.

Entspannung für den Markt ist derzeit also nicht in Sicht. Die Analysten warnen trotzdem vor zu viel Optimismus. Das Aufwärtspotenzial sei weitgehend ausgereizt. Sie verweisen auf das Risiko von Autozöllen im Handelsstreit und dem Trend hin zu Autos mit alternativer Antriebstechnik. Zuletzt fiel der Palladium-Preis wieder unter 1800 Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2019)

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