Ein neuer Direktor für Schönbrunn

Schratter und Hering-Hagenbeck bei den Pinguinen – neben Orang-Utans und Würmern Lieblingstiere des neuen Direktors.
Schratter und Hering-Hagenbeck bei den Pinguinen – neben Orang-Utans und Würmern Lieblingstiere des neuen Direktors.APA/ROBERT JAEGER
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Stephan Hering-Hagenbeck übernimmt ab Jänner die Geschäftsführung von Dagmar Schratter. Zum Einstand erzählt er von Parasiten als Lieblingstieren – und weinseligen Wien-Erlebnissen.

Wien. Wenn im Zoo ein Neuzugang vorgestellt wird, dann ist das in dieser Stadt ein Großereignis. Nicht nur, wenn es um Tierbabys geht. Der Medienandrang am Mittwoch im Kaiserpavillon konnte mit dem jüngsten Schönbrunner Großereignis, der Präsentation des Elefantenbabys Kibali im Sommer, fast mithalten. Schließlich bekommt der älteste Tiergarten der Welt einen neuen Chef – und zwar einen, dessen Name fast ebenso viel Zoo-Tradition hat wie Schönbrunn selbst.

Fast, der Hamburger Tiergarten Hagenbeck wurde 1863 von Carl Hagenbeck sen. begründet – gut 100 Jahre, nachdem die Habsburger 1752 ihre Tier-Schau in Schönbrunn eröffneten. „Der Job ist Berufung und Familiengeschichte“, sagt Stephan Hering-Hagenbeck. Er, „als Hering geboren“, hat den Namen Hagenbeck vor einem Vierteljahrhundert von seiner Frau Bettina Hagenbeck angenommen und ist vor mehr als 20 Jahren in das Familienunternehmen, den Tierpark Hagenbeck, eingestiegen.

„Für Sie bleibe ich der Piefke“

Dort war der 52-jährige Biologe unter anderem Geschäftsführer und zoologischer Direktor, zuvor hatte der gebürtige Frankfurter als Kind und Jugendlicher in Südafrika gelebt (dort sieht er seine Passion für Tiere begründet, hatte er doch als Sechsjähriger seine erste Schlange), später auch in Berlin oder Paris. „Nach eigenem Gefühl bin ich Kosmopolit, für Sie bleibe ich vermutlich der Piefke, das werde ich nicht ändern können, aber ich freue mich sehr auf Schönbrunn und auf Wien“, sagt Hering-Hagenbeck, spricht von Wien als liebenswerter und weltoffener Stadt, erzählt von Besuchen – und von weinseligen Wien-Erlebnissen.

Einmal etwa, als er sich nach einer Tagung (und ein paar Achterln) irgendwann im Schlosspark eingeschlossen wiederfand und erst mithilfe von Mülltonnen über die Schlossmauer klettern musste. Überhaupt gibt er den launigen Neo-Direktor, etwa als er über Lieblingstiere referiert: Im Zoo seien das Orang-Utans und Pinguine, eigentlich aber die zwei Familienhunde („wobei, Hund ist fast übertrieben, es sind kleine Jack-Russell-Mischlinge“), bzw. Parasiten-Würmer. Die hat er im Rahmen seiner Dissertation beschrieben, als Namen einer von ihm entdeckten Art wählte er den seiner Frau – „seither ist das natürlich mein Lieblingstier, aber bitte ziehen Sie keine Schlüsse zwischen Ehefrau und Parasit, ich habe eben keine Säugetiere beschrieben“, sagt er – Bettina Hagenbeck lacht in der ersten Reihe. Auch, als sich ihr Mann gewandt in österreichischen Umgangsformen gibt, „Ihnen, Herr Schüssel, äh, Herr Doktor Schüssel“ für dessen Worte dankt. Dieser, Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel, Aufsichtsratsvorsitzender des Zoos, begrüßt Hering-Hagenbeck samt Familie in Wien: „Sie übernehmen den besten Zoo Europas“, so Schüssel, der die Erfolge betont: 2019 sei wieder ein Rekordjahr mit zwei Millionen Besuchern, auch werden Gewinne geschrieben. Der Erfolg sei auch Dagmar Schratter zu verdanken, die nach 13 Jahren als Direktorin mit Jänner ihren Ruhestand antritt. Er, so Schüssel, hätte Schratter gern zur Verlängerung überredet, „da bin ich gescheitert, wie mir das nicht allzu oft passiert ist“.

Auch Wirtschaftsministerin und damit Eigentümervertreterin Elisabeth Udolf-Strobl dankt Schratter für „Einsatz, Herz und Elan“, auch, weil sie viel für die wissenschaftliche Reputation getan habe. Die Latte für den Neuen liege „besonders hoch“. Aber, der „weltweit anerkannte Experte“ Hering-Hagenbeck trete mit viel Wissen und Erfahrung an.

Hering-Hagenbeck wurde, nach der Ausschreibung im Mai und dem Hearing von sieben Kandidaten im September, von einer Kommission erstgereiht. Der Aufsichtsrat bestätigte ihn am Dienstag als designierten Direktor. Er, so Hering-Hagenbeck, wisse durch lange Bekanntschaft mit Helmut Pechlaner und Dagmar Schratter, dass er einen Zoo mit dem höchsten Standard übernehme. Gleich zu Beginn wartet mit dem neuen Aquarienhaus ein Großprojekt auf ihn. Weitere große Themen für ihn seien „Tiererlebnis und Tierwohl“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2019)

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