Salzburger Festspiele

Eine elegante, beredte Buhlschaft: Caroline Peters

„Deutsch und Österreich sind nur scheinbar eine gemeinsame Sprache“, sagte Peters unlängst im Gespräch mit der „Presse“. Das Wienerische findet sie manchmal „unendlich derb.
„Deutsch und Österreich sind nur scheinbar eine gemeinsame Sprache“, sagte Peters unlängst im Gespräch mit der „Presse“. Das Wienerische findet sie manchmal „unendlich derb. (c) Die Presse (Pauty)
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Der „Jedermann“ begeht 2020 den 100. Geburtstag. Als „Jahrhundert-Buhlschaft“ wurde nun Burgschauspielerin Caroline Peters vorgestellt – und zeigte sich sehr eloquent.

Was wird jede Buhlschaft – und erst recht eine Jahrhundert-Buhlschaft bei der Präsentation – gefragt? Richtig: Welches Kleid sie tragen wolle. Oder, etwas subtiler: Welche Rolle denn das Kleid spiele. „Ich finde Kostüme sehr wichtig“, antwortete Caroline Peters mit entwaffnender Ehrlichkeit auf die zweitere Frage. Und auf die Frage nach der bevorzugten Farbe: „Gelb. Diese Farbe vergnügt mich.“
Bei der Präsentation im Hotel Sacher trug sie jedenfalls eine schwarze Bluse mit Vogelgefieder-Motiven darauf. Manche rätselten: Sind's Federn eines Adlers? Oder eines Schwans? Elegant und stolz jedenfalls, wie Caroline Peters' gesamte Erscheinung.

Ein wenig schlichten Stolz darf man auch als Redakteur gestehen, dass just die Schauspielerin, die von der „Presse“ heuer als „Österreicherin des Jahres“ in der Sparte Kulturerbe ausgezeichnet wurde, kaum zwei Wochen später als neue Buhlschaft vorgestellt wird. Und die Kategorisierung zart belächelt: „Österreicher kann man nur sein, nicht werden.“ Bei Kulturerbe, sagt sie, hätte sie zunächst auch eher an die Kunstpostkarten gedacht, die sie seit Mai 2018 in einem eigenen Verlag („art postal“) herstellt. „Ich hoffe, dass das Schauspiel noch nicht so gefährdet ist wie Postkarte und Vinyl . . .“

Caroline Peters in 'Bella Figura' im Akademietheater in Wien.
Caroline Peters in 'Bella Figura' im Akademietheater in Wien.APA/HANS KLAUS TECHT

Obwohl: Spätestens beim „Jedermann“ kann man wohl mit Recht von Kulturerbe sprechen. Es sei genau der Reiz dieses Stückes, dass es jedes Jahr aufgeführt werde, sagt Peters: „Wir stellen eine Verbindung her mit Menschen, die vor mehr als hundert Jahren gelebt haben. Und hoffentlich auch mit Menschen, die in hundert Jahren leben werden.“ Und später, fast nachdenklich: „Wir wandern da nur durch.“ Die – zumindest oberflächlich gesehen – stark katholische Tendenz des Stückes sei ihr als Rheinländerin nicht ganz fremd: „In Köln, wo ich lange gelebt habe, gibt's den Karneval – und dann gibt's die Absolution.“ Selbst protestantisch aufgewachsen, habe sie diese Fähigkeit zur schnellen Buße immer mit ein bisschen Neid gesehen . . .

Nicht wirklich eine Charakterrolle

Dass die Buhlschaft nicht wirklich eine Charakterrolle ist, das ist Peters völlig bewusst: „Jedermann ist die Figur, die anderen treten nur auf, haben selbst keine Entwicklung durchzumachen.“ Mit „ihrem“ Jedermann, Tobias Moretti – der sich bei der Präsentation wegen Grippe entschuldigen ließ – ist sie noch nie wirklich gemeinsam auf der Bühne gestanden, in Hartmanns „Faust“-Inszenierung spielte er nur im ersten Teil, sie nur im zweiten. Aber sie hoffe „auf Kaffee und dergleichen im Vorfeld“, man wolle sich ja nicht erst bei den Proben kennenlernen, sagt Peters mit ihrem typischen Lächeln, das genauso unmerklich von kühl in herzlich mutieren kann wie umgekehrt. Die komödiantischen Fähigkeiten, für die sie oft gepriesen wird, seien vielleicht in dieser Rolle nicht so gefragt – „Wenn alle lachen, ist das wohl kein gutes Zeichen“ –, aber: „Wille zur Expressivität, zur Übertreibung, das kann auf dem Domplatz wohl nicht schaden.“

Als größte Herausforderung sieht Peters das Spiel im Freien – „dass die Geräusche der Stadt hineinspielen“ –, als eine beeindruckende Vorgängerin in der Rolle nennt sie Senta Berger („damenhafte, erwachsene, weibliche Schönheit“); aber auch Sophie Rois und Birgit Minichmayr habe sie toll gefunden. „ungewöhnliche Frauentypen, die keine weiblichen Klischees verkörpern, aber trotzdem weiblich sind.“
Warum die letztjährige Buhlschaft Valery Tscheplanowa kein zweites Mal spielt, das wollte Bettina Hering, Schauspielchefin der Salzburger Festspiele nicht erklären: „Da gibt es keinen konkreten Grund“, sagte sie, Buhlschaften wechselten eben häufiger als Jedermänner.

Peters will jedenfalls Tscheplanowas Innovation, dass die Buhlschaft auch singt, eher nicht fortführen. Den Ausdruck „Jahrhundert-Buhlschaft“ kommentierte sie cool, aber nicht ganz trocken: „Eine Jahrhundert-Buhlschaft kann es nur alle 100 Jahre geben. Schauen wir einmal, wer es 2120 wird.“

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