Handelsflächen noch lange nicht am Ende

The Mall in Wien Mitte
The Mall in Wien Mitte(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mit neuen Konzepten bietet der stationäre Handel der Internet-Konkurrenz zunehmend die Stirn.

Dass der Handel in einem tiefgreifenden Umbruch steckt, ist vielerorts sichtbar: An den zugeklebten Schaufenstern von Geschäften in B- und C-Lagen, aber auch in manchen in die Jahre gekommenen Shoppingcentern. Selbst in den stärksten Handelszonen registrieren die Experten mittlerweile einen starken Rückgang der Expansionslust der Einzelhändler. Als Hauptgrund gilt das geänderte Konsumverhalten der Verbraucher, die sich die Waren lieber per Internet bestellen und bequem per Paket liefern lassen.

Kein Abgesang

Deshalb einen Abgesang auf den stationären Handel anzustimmen, sei jedoch nicht nur verfrüht, sondern überhaupt fehl am Platz, meint man bei EHL und RegioPlan. In einer gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag, den 7. November, wurden Mario Schwaiger, Leiter des EHL-Geschäftsbereichs Einzelhandelsimmobilien, und RegioPlan-Geschäftsführer Wolfgang Richter zwar nicht müde, die Dramatik des Umbruchs in der Handelslandschaft zu betonen, gleichzeitig verbreiteten sie aber Optimismus, dass es dem stationären Handel gelingen werde, hinterher stärker dazustehen als zuvor. Dafür seien allerdings entsprechende Maßnahmen erforderlich, betonte Richter: „Geschäfte werden ihre Funktionen ändern müssen, die Handelszonen und Innenstädte ebenfalls. Was es braucht, ist Wille und Macht und Wissen, etwas zu verändern."

Neue Konzepte

Laut Schwaiger ist man diesbezüglich schon auf einem guten Weg: „Immobilienwirtschaft und Handel haben Konzepte und Strategien entwickelt, um den grundlegend neuen Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen.“ Dazu gehören unter anderem die Erhöhung des Anteils der Gastronomie, die verstärkte Etablierung von Unterhaltungsangeboten, etwa im Sport und Fitnessbereich oder mehr Dienstleistungsangebote, inbesondere in den Sparten Gesundheit und Fitness. Außerdem sollten Einkaufszentren mehr in Allgemeinflächen wie Kinderbereiche, Aufenthaltszonen oder Eventbühnen investieren, betonen die Experten. In den Worten Richters: „Die verantwortlichen Planer und Politiker, aber auch Geschäftsleute und Investoren müssen dafür sorgen, dass die Kunden auch kommen wollen."

Neue Retailer expandieren nach Österreich

Die großen Retailstandorte seien schon dabei, ihre Hausaufgaben zu machen, meint Schwaiger und verweist auf einige positiven Signale, „die zeigen, dass der Online-Schock überwunden ist.“
Dazu zählt er das zunehmende Interesse neuer internationaler Retailer an einer Expansion nach Österreich, von der in erster Linie Wien, aber auch Landeshauptstädte wie Salzburg, Graz, Innsbruck und Linz profitierten. Binnen zweier Jahre hätten mehr als 20 Ketten den ersten Schritt nach Österreich gewagt, berichtet der Experte. „Bei diesen ersten Schritten werden anfangs nur kleine Flächen angemietet, aber nach einer erfolgreichen Startphase wollen diese Unternehmen ihre Präsenz zügig ausweiten. Die Reduktion bestehender Filialnetze eröffnet diesen Newcomern Expansionsmöglichkeiten in besten Lagen und in einem Tempo, das vor wenigen Jahren noch kaum vorstellbar gewesen wäre."

Sein Fazit: Der Einzelhandel erfordere derzeit mehr Know-how und Risikobereitschaft als andere Teilmärkte, dafür seien bei Erfolg aber auch die Ertragspotenziale größer: „Es lohnt sich daher auch in Zukunft, in dieses Geschäftsfeld zu investieren, primär in Aufwertung und Neugestaltung von Bestandsflächen, weniger im Flächenausbau."

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