Der langjährige Staatschef ist auf Druck der Straße und des Militärs zurückgetreten. In seinem Rückzugsgebiet Chapare plant er nun ein Comeback. Dem Land droht ein Machtvakuum.
Buenos Aires/La Paz. Am Ende blieb ihm gar keine Wahl. Als Evo Morales seinen sofortigen Rücktritt vom Präsidentenamt bekannt gab, hatte er keine Mittel mehr, sich noch an der Macht zu halten. Drei Stunden zuvor hatte ihn der Kommandant der Streitkräfte aufgefordert, im Interesse des inneren Friedens abzutreten und den Weg freizumachen für einen neuen demokratischen Urnengang − ohne die schweren Unregelmäßigkeiten, die Beobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) nach den Präsidentenwahlen am 20. Oktober konstatiert hatten. Am Samstag hatte bereits die Polizei gemeutert.
Aufstand in Santa Cruz
Seit die Wahlbehörde die Auszählung am Wahlabend unterbrochen hatte – bei einem negativen Stand für Morales –, um einen Tag später einen knappen Sieg für den Amtsinhaber zu verkünden, war eine Protestwelle durch das gesamte Land gegangen. Initiiert wurde diese von Morales' Herausforderer, dem gemäßigten sozialdemokratischen Journalisten Carlos Mesa. Aber bald schon brachen sich wesentlich radikalere Gegner Bahn.