Der auf 368 Millionen Sendungen gestiegene Onlinehandel hat den Quartalsgewinn vervierfacht. Nun ist bereits das übermäßig lukrative Weihnachtsgeschäft angelaufen.
Bonn. Der boomende Onlinehandel kurbelt die Paketgeschäfte der Deutschen Post DHL weiter an. Im dritten Quartal verschickte der Branchenriese im Inland 368 Millionen Sendungen, um 6,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen mit Sitz in Bonn am Dienstag mitteilte.
Da die Firma Paketpreise erhöht hatte und trotzdem keine Kunden in nennenswerter Zahl abgesprungen waren, zog der Umsatz in diesem Segment noch stärker an – um knapp zehn Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Auch andere Geschäfte entwickelten sich nach Darstellung von Finanzchefin Melanie Kreis positiv. „Wir hatten ein sehr gutes drittes Quartal.“
Weihnachtsgeschäft läuft an
Den wichtigsten Teil seines Jahrs hat der Paketdienst aber noch vor sich: das Weihnachtsgeschäft, das für die Branche schon Anfang November anfing und kurz vor dem Heiligen Abend seinen Höhepunkt erreichen wird. Man sei gut vorbereitet, betonte Kreis. 10.000 zusätzliche Mitarbeiter im Dezember und 12.000 Extra-Fahrzeuge sollen dabei helfen, die Paketberge in den Griff zu bekommen. Pro Tag werden bis zu elf Millionen Zustellungen erwartet. Zum Vergleich: Im Jahresdurchschnitt sind es pro Arbeitstag lediglich fünf Millionen.
Der Brief- und Paketversand in Deutschland macht in dem global aufgestellten Konzern etwa ein Viertel des Gesamtgeschäfts aus (3,7 Mrd. Euro). In etwa ein weiteres Viertel entfällt auf den Expressversand, den vor allem Firmen nutzen und der seit Langem ein starker Gewinnbringer für die Bonner ist. Diese Sparte legte zuletzt zwar weiter zu. Die Aussichten sind aber nicht allzu rosig, da sich bei Geschäftskunden die „konjunkturelle Verunsicherung“ bemerkbar mache, sagte Kreis. In den vergangenen vier Jahren kam das Volumenwachstum bei Express auf sieben und zehn Prozent, in den ersten neun Monaten 2019 sind es hingegen nur noch 5,8 Prozent.
In einem anderen Bereich ließen sich Auswirkungen von Wirtschaftsschwäche und Handelskonflikt noch klarer erkennen: Das Luftfrachtvolumen sank deutlich.
Anleger bejubeln Reformerfolg
Insgesamt waren die Zahlen aber sehr positiv, was sich auch an der Börsenreaktion erkennen ließ: Aktien des ehemaligen Staatsunternehmens machten am Dienstag einen Satz nach oben. Die Anleger dürfte auch die Profitabilität überzeugt haben: Die Bonner konnten ihren Konzerngewinn auf 561 Mio. Euro fast vervierfachen. Allerdings hinkt hier der Vergleich zum Vorjahreszeitraum, denn 2018 wirtschaftete die Firma wegen Problemen in der heimischen Brief- und Paketsparte schlechter, Restrukturierungskosten von rund 400 Mio. Euro belasteten die Kasse. Inzwischen sind die Probleme aber weitgehend behoben.
Problemkind Streetscooter
Positiv zu Buche schlug zudem eine Briefporto-Erhöhung zum 1. Juli, wodurch die Post grob gesagt pro Jahr 300 Mio. Euro mehr einnimmt als zuvor. Vorstandsmitglied Kreis verwies dabei auf kontinuierlich sinkende Briefmengen um zwei bis drei Prozent pro Jahr bei zugleich höheren Kosten, etwa für Lohnsteigerungen. „Ich sehe das Porto eher als etwas an, was uns hilft, diesen Fixkostenanstieg vernünftig abzufedern.“
Weiterhin nicht profitabel ist für die Post die Produktion ihres Elektrotransporters Streetscooter. „Aber das beunruhigt uns nicht“, führte Kreis aus. Es ist bereits länger klar, dass die Post das Geschäft in der derzeitigen Form nicht weiterführen will und auch ein Verkauf eine Möglichkeit ist. „Wir wollen nicht unbedingt verkaufen, wir brauchen aber ein Set-up für eine gute Entwicklung“, so Kreis. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2019)