Missbrauch in Tiroler Internat: Kommission untersucht weitere Heime

FEATURE THEMENBILD - DAS EHEMALIGE ZIRLER KINDERHEIM MARTINSBUEHEL - VORGAENGE VOR SCHLIESSUNG SOLLEN NUN AUFGEARBEITET WERDEN
FEATURE THEMENBILD - DAS EHEMALIGE ZIRLER KINDERHEIM MARTINSBUEHEL - VORGAENGE VOR SCHLIESSUNG SOLLEN NUN AUFGEARBEITET WERDENRoland Mühlanger / picturedesk.c
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In dem Internat Martinsbühel sollen Nonnen jahrelang Mädchen schwer missbraucht haben. Nun werden alle nicht-öffentlichen und konfessionellen Heime in Tirol untersucht.

Jahrelang sollen Nonnen in einem Tiroler Mädchen-Internat ihre Schützlinge schwer missbraucht haben. Obwohl die ersten Vorwürfe schon im Jahr 2011 bekannt wurden, nahm eine vom Land Tirol und der Diözese Innsbruck eingerichtete Kommission erst im Frühling diesen Jahres ihre Arbeit auf, um die Missbrauchsvorwürfe gegen das frühere Mädchenheim Martinsbühel in Zirl aufzuarbeiten. Nun weitet sie ihre Arbeit aus. Alle nicht-öffentlichen und konfessionellen Heime sollen untersucht werden, teilte das Land am Freitag mit.

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"Gerade weil es bei der Aufarbeitung der Vorkommnisse in Martinsbühel um die Beleuchtung jener Strukturen geht, die solche Geschehnisse überhaupt erst ermöglichen, sind wir mit der Kommission übereingekommen, alle nicht öffentlichen und konfessionellen Heime in einer Gesamtschau darzustellen, die in der bisherigen, vom Land Tirol bzw. den Ländern Tirol und Vorarlberg finanzierten Aufarbeitung der Jugendfürsorge und Heimerziehung nicht berücksichtigt wurden", erklärten LH Günther Platter (ÖVP), Landesrätin Gabriele Fischer (Grüne) und Bischof Hermann Glettler unisono. Für die Erweiterung des Arbeitsauftrages werden vom Land Tirol und der Diözese Innsbruck zusätzliche Finanzmittel in der Höhe von je 125.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Durch die Ausweitung der Untersuchungen soll eine "systematische Zusammenschau" ermöglicht werden, was in den unterschiedlichen Tiroler Erziehungs- und Pflegeheimen vorgefallen ist, wer für die Zuweisung, Begleitung und Kontrolle verantwortlich war und vor allem, unter welchen Bedingungen in den entsprechenden Institutionen gearbeitet werden musste, hieß es. Neben dem Mädchenheim Martinsbühel wird die Dreierkommission das Erziehungsheim Scharnitz, die Bubenburg St. Josef in Fügen, das Haus St. Josef in Mils und das Josefinum in Volders miteinbeziehen.

Im Zwischenbericht der Dreierkommission hieß es außerdem, dass mittlerweile Einsicht in die noch vorhandenen Überlieferungen des Heimes Martinsbühel genommen werden konnte. Darüber hinaus sei Kontakt mit dem Mutterkloster der Benediktinerinnen in der Schweiz aufgenommen worden. In einer offiziellen Stellungnahme dieser für die ehemaligen Schwestern von Martinsbühel und Scharnitz Verantwortlichen, die Bischof Glettler vorliege, sei der Kommission die volle Unterstützung für ihre Arbeit zugesichert worden. Außerdem bat die aktuell zuständige Oberin des Frauenklosters Melchtal um Entschuldigung für die Vorfälle in den Heimen.

(APA)

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