Asyl

Griechenland will Flüchtlingslager auf Insel schließen

A girl carries a wooden board as she makes her way at a makeshift camp for refugees and migrants next to the Moria camp, on the island of Lesbos
A girl carries a wooden board as she makes her way at a makeshift camp for refugees and migrants next to the Moria camp, on the island of LesbosREUTERS
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Athens konservative Regierung will die großen Camps auf den Inseln Lesbos, Chios und Samos zusperren.

Griechenland will die drei größten Flüchtlingslager auf den Inseln Lesbos, Chios und Samos schließen. Die deutlich überfüllten Lager sollten durch neue Einrichtungen mit Aufnahmekapazitäten von je mindestens 5000 Menschen ersetzt werden, teilte die griechische Regierung am Mittwoch mit.

Bei den neuen Einrichtungen auf Samos, Chios, Lesvos, Kos und Leros soll es sich demnach um geschlossene Lager handeln. Das Lager in Samos soll bereits vor Jahresende fertiggestellt werden, berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel. Die anderen Camps sollen bis zum Sommer eröffnet werden. Ziel der Regierung sei es, das Chaos in den derzeitigen Flüchtlingslagern auf den Inseln zu beenden.

Laut Spiegel-Bericht soll es in den geschlossenen Lagern verschiedene Flügel geben. In einem Teil würden jene Migranten eingesperrt, die zurückgeführt werden sollen. Andere Asylbewerber würden sich teilweise freier bewegen können - je nach Herkunftsland und Asylchancen. Die Ein- und Ausgänge der Lager würden allerdings auf jeden Fall streng bewacht, so ein griechischer Beamter. Neu ankommende Migranten müssten grundsätzlich eine gewisse Zeit im Lager verbringen, damit ihr Asylantrag aufgenommen werden könne.

„Griechenland als Parkplatz"

Erst kürzlich hat der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis die Europäische Union scharf dafür kritisiert, immer noch keine nachhaltige Lösung für die Verteilung von Flüchtlingen gefunden zu haben. "Europa betrachtet Ankunftsländer wie Griechenland als bequeme Parkplätze für Flüchtlinge und Migranten", sagte Mitsotakis dem "Handelsblatt“.

"Ich werde das nicht länger hinnehmen", so der konservative Regierungschef. Kein EU-Land könne die Vorteile des Schengenraums in Anspruch nehmen und sich zugleich weigern, die Lasten zu teilen, "wie es einige osteuropäische Länder tun".

Seit dem Sommer steigt die Zahl der in Griechenland ankommenden Flüchtlinge wieder. In diesem Jahr waren es nach Daten des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) bereits fast 60.000. Das ist noch weit von den Zahlen aus dem Jahr 2015 entfernt, setzt die Regierung in Athen aber unter Druck. Die Zustände im größten Flüchtlingslager Moria auf Lesbos werden seit Jahren von Hilfsorganisationen als unzureichend angeprangert.

„Explosive Situation"

Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, hat sich mit drastischen Worten über die Lage von Migranten auf den griechischen Ägäis-Inseln geäußert. Die Situation sei "explosiv" und stehe "am Rande einer Katastrophe", warnte Mijatovic am Donnerstag, nachdem sie Lager auf den Inseln Lesbos und Samos sowie in der Stadt Korinth besucht hatte.

Es mangle an medizinischer Versorgung und ausreichenden sanitären Anlagen, erklärte die Kommissarin danach. Auf Samos bauten Familien Notunterkünfte aus selbstgeschlagenen Bäumen, führte Mijatovic aus. Für Essen und Toiletten müsse stundenlang in der Schlange gestanden werden. "Das hat nichts mehr mit der Aufnahme von Asylbewerbern zu tun. Das ist zu einem Überlebenskampf geworden." Die Situation der Asylwerber auf den Inseln habe sich in den vergangenen zwölf Monaten "dramatisch verschlechtert".

(APA)

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