Malta

Ermittlungserfolg im Mordfall Galizia

Zwei der drei Söhne von Daphne Caruana Galizia gedenken ihrer Mutter. Im Zentrum von La Valetta erinnern Blumen, Kerzen und Fotos an die Journalistin.
Zwei der drei Söhne von Daphne Caruana Galizia gedenken ihrer Mutter. Im Zentrum von La Valetta erinnern Blumen, Kerzen und Fotos an die Journalistin.APA/AFP/TOLGA AKMEN
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Ein Geschäftsmann wurde als Drahtzieher des Anschlags auf die Journalistin verhaftet. Brisante Enthüllungen könnten folgen.

Wien/La Valetta. In Malta könnte der Thriller um den Mord an der Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia mit einer filmreifen Aktion am Mittwoch ein Ende gefunden haben. Als die Jacht des Geschäftsmanns Yorgen Fenech vor Anbruch der Dämmerung aus dem Hafen Portomaso auslief, stoppte die Marine das Fluchtmanöver. Ein am Vortag inhaftierter Mittelsmann hatte im Gegenzug für eine Begnadigung offenbar den entscheidenden Hinweis geliefert. Nun beginnt das Zittern vor brisanten Enthüllungen.

So zäh sich die Ermittlungen der Polizei und der Justiz auf der Inselrepublik hingezogen und so unzufrieden sich die EU-Behörden darüber gezeigt hatten, so jäh vollzog sich am Ende der Zugriff auf den mutmaßlichen Drahtzieher des Autobombenanschlags auf die unbequeme, angefeindete und mit Klagen überzogene Journalistin Galizia vor zwei Jahren. Fenech ist der Chef der in Dubai registrierten Firma 17 Black Limited, der auf Malta ein Netzwerk bis in die Spitzen von Politik und Wirtschaft unterhielt.

Galizia hat unter anderem dessen Machenschaften aufgedeckt, sie prangerte Minister und Staatssekretäre wegen Korruption, Geldwäsche, Verbindungen zur organisierten Kriminalität und Offshore-Konten an – bis hinauf zur Familie des Premierministers Jospeh Muscat, der selbst massiv in die Kritik der EU geriet. Dass Fenech mit dem Kabinettschef Muscats gut bekannt war, stützt ihre Vorwürfe. Wegen ihrer Recherchen galt die Journalistin als Stachel im Fleisch der maltesischen Elite und als vehementeste Kritikerin der Regierung Muscat. Besonders im Visier: Wirtschaftsminister Chris Cardona.

In ihrem Blog „Running Commentary“ enthüllte sie die Affären. Ihr letzter Eintrag endete am 16. Oktober 2017 mit den Sätzen: „Wo du auch hinschaust, überall sind Gauner. Die Lage ist hoffnungslos.“ Danach machte sie sich mit ihrem Auto auf den Weg von ihrem Landhaus zur Bank, als sie in die Bombenfalle tappte. Einer ihrer drei Söhne wurde Zeuge der Detonation. Wie sich herausstellte, hatten die Brüder Alfred und George Degiorgo sowie Vincent Muscat das Attentat ausgeführt. Sie wurden zwei Monate nach dem Mord verhaftet, über ihren Auftraggeber schwiegen sie sich indes aus.

EU schaltete sich in Untersuchung ein

Es war nicht zuletzt das Verdienst der Enthüllungsjournalistin Galizia, dass sie die kriminellen, mafiösen Strukturen im EU-Staat Malta aufdeckte: den Drogen- und Waffenschmuggel, den Handel mit EU-Pässen für reiche Russen, Chinesen und Araber, die Geldwäsche in großem Stil. In Brüssel sorgte der Anschlag darum auch für großes Aufsehen, und die europäischen Behörden schalteten sich in die Untersuchungen ein.

In La Valetta ist das Andenken an Daphne, wie sie meist genannt wird, lebendig. Davon zeugen Blumen, Kerzen und Fotos am Denkmal für die Opfer der türkischen Belagerung 1565, das zwischen der Kathedrale und dem Gerichtshof liegt und oberhalb einer weitverzweigten unterirdischen Stadt mit Verstecken und Fluchtwegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2019)

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