Jahrelang hatte Judo-Olympiasieger Peter Seisenbacher zu den Missbrauchsvorwürfen geschwiegen. Im Prozess überraschte er mit der Aussage, die mutmaßlichen Opfer hätten sich gegen ihn verschworen.
Wien. Die Justizwache wollte kein Risiko eingehen. Mit einem beachtlichen Aufgebot wurde das Straflandesgericht Wien gesichert, ehe der zweifache Judo-Olympiasieger (1984 Gold in Los Angeles, 1988 Gold in Seoul) zur Anklagebank geführt wurde. Dort machte es sich Peter Seisenbacher bequem. Buchstäblich. Nach hinten gelehnt und mit übereinandergeschlagenen Beinen ließ er den Richter wissen, dass sämtliche Missbrauchsvorwürfe falsch seien.
„Warum sollten die Opfer lügen?“, fragte Prozessleiter Christoph Bauer ganz direkt. „Ich habe keine Erklärung dafür, dass sie lügen. Es gibt nur Vermutungen.“ Doch eben diese wollte der 59-Jährige, der in einem braun-grauen Anzug mit hellem Rollkragenpullover erschienen war, nicht präzisieren. Dies sei der Job seines Verteidigers, Bernhard Lehofer aus Graz (selbst begeisterter Judoka). Seisenbacher: „Ich glaube, dass ich dafür einen Anwalt habe.“