USA/Afghanistan

Trump hofft auf Deal mit den Taliban

Donald Trump.
Donald Trump.(c) REUTERS (Yuri Gripas)
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Bei Truppenbesuch gab der Präsident neue Verhandlungen mit den Fundamentalisten bekannt. Im US-Wahlkampf will er mit einem Teilrückzug punkten.

Wien/Washington. 13 Stunden hin, 13 Stunden zurück und dreieinhalb Stunden auf afghanischem Boden an der Luftwaffenbasis Bagram nahe Kabul: Das war die Bilanz des Thanksgiving-Feiertags von Donald Trump, den er zu seinem ersten Truppenbesuch in Afghanistan nutzte und zu einem publicityträchtigen Ritual, das noch jeder US-Präsident gepflegt hat.

Als Oberbefehlshaber der Streitkräfte mischte er sich in der Kantine des Flughafenhangars unter die 1500 Soldaten, um Truthahn und Püree auszuteilen – und die reckten hinterher ihre Handys, um die Rede des Präsidenten festzuhalten. Trumps Twitter-Account lief während des Trips weiter, es sollte ja keine verdächtige Funkstille aufkommen.

Der Präsident hatte indes noch eine Ankündigung mitgebracht, mit der er bereits auf den US-Wahlkampf schielte. Die Taliban und US-Unterhändler unter Führung des Sonderbotschafters Zalmay Khalilzad hätten in Doha ihre Geheimgespräche wiederaufgenommen, ließ er durchblicken. Ein Gefangenenaustausch war kürzlich eine Vorleistung. Der Krieg, der schon seit 18 Jahren währt, werde nicht auf dem Schlachtfeld entschieden, betonte er. Vielmehr sei eine politische Lösung vonnöten.

Geplatzter Coup in Camp David

Im Spätsommer waren die beiden Seiten in der Hauptstadt Katars vor einem Durchbruch gestanden, und Trump platzte mit der Nachricht heraus, er habe eine Taliban-Delegation nach Camp David eingeladen. Für den Jahrestag des 9/11-Terrors hatte er einen Coup geplant und damit nicht nur Ashraf Ghani, den afghanischen Präsidenten, überrumpelt. Nachdem ein US-Soldat bei einem Anschlag in Kabul ums Leben gekommen war, blies der US-Präsident das Treffen abrupt ab und erklärte die Verhandlungen mit den Fundamentalisten für tot.

Nun sind die Gesprächskanäle wieder intakt. „Die Taliban wollen einen Deal“, sagte Trump. Voraussetzung ist eine Waffenruhe, und davon kann derzeit keine Rede sein. Jüngst erst starben bei einem Attentat in der Provinz Kunduz 13 Menschen, die sich auf dem Weg zu einer Hochzeit gemacht hatten. Bisher lehnten die Taliban Verhandlungen mit der Regierung ab, die sie als Marionette betrachtet. Nach der Präsidentenwahl vor zwei Monaten, von der immer noch kein offizielles Ergebnis vorliegt, ist Ghanis Position geschwächt.

Angesichts der „endlosen“ Kriege der USA hat Trump seinen Wählern einen Abzug der Truppen aus den Kriegsgebieten versprochen. Im Wahlkampf 2020 will er zumindest mit einem Teilrückzug punkten und so einen handfesten außenpolitischen Erfolg vorweisen. Führende Militärs wie David Petraeus, der frühere Oberkommandeur im Irak und in Afghanistan, und Trump-Vertrauter Lindsey Graham warnen indes vor einem voreiligen Abzug der 13.000 US-Soldaten. Es könnte, so Graham, zu einem weiteren 9/11 führen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2019)

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