Silvesterabend

Kristina Sprenger: Auf Hildegard Knefs Spuren

Schauspielerin Kristina Sprenger erzählt im Theater Akzent über Knefs Leben.
Schauspielerin Kristina Sprenger erzählt im Theater Akzent über Knefs Leben.(c) Inés Bacher
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Die Schauspielerin Kristina Sprenger tritt mit Liedern von Hildegard Knef auf – als Sängerin sieht sie sich selbst aber trotzdem nicht.

Eine Diva mit Berliner Schnauze: Hildegard Knef gilt als eine der bedeutendsten deutschen Schauspielerinnen der Nachkriegszeit. „Heute kennen sie viele jüngere Leute nur mehr wegen ,Für mich soll's rote Rosen regnen‘“, sagt Kristina Sprenger. „Das ist sehr schade.“

Am Silvesterabend steht die Schauspielerin für eine Hommage an „die Knef“ im Wiener Theater Akzent mit Band auf der Bühne. Ein halbes Jahr lang arbeitete Sprenger an ihrer Silvestershow „Rendezvous mit Hildegard“. „Ich habe mich zu Hause erst einmal durch alle ihre Lieder gehört und die Biografien über sie gelesen“, erzählt Sprenger. 18 Nummern, die sie interpretieren wird, hat sie schließlich ausgewählt. „Das sind Lieder, die viel Tiefe haben, intelligent sind, ironisch, und das Leben und seine Absurditäten gekonnt beobachten.“

Jedes der Lieder passe zu einer Station in Knefs Biografie. „Ich versuche, die Menschen auf eine Reise durch ihr Leben mitzunehmen“, sagt Sprenger. „Um dem Publikum Hildegard Knef als Person und die damalige Zeit näherzubringen.“ Auch aus Knefs Autobiografie zitiert Sprenger im Programm. „Für mich war es eine spannende Herausforderung, ihr unfassbar spannendes Leben, das sich wie ein Hollywood-Epos liest, um die Lieder herumzubasteln“, sagt Sprenger.

Biografische Ähnlichkeiten

Das Faszinierende an Knef sei ihre unkonventionelle Art gewesen. „Dass sie eine sehr rotzige Frau war.“ Als Sängerin habe Knef vor allem ausgemacht, dass sie ihre Texte auch selbst schrieb. „Sie hat sehr pointiert, lustig, aber auch tiefgründig geschrieben“, sagt Sprenger. Knefs tiefe, untypische Stimme wurde zu ihrem Charakteristikum. „Sie hatte noch dazu eine sehr nüchterne, analytische Art, Lieder zu bringen“, sagt Kristina Sprenger. „Es war nicht schnulzig – obwohl es die Zeit des Schlagers und der heilen Welt war.“ Die erste Chansonnette im deutschsprachigen Raum sei sie gewesen, eine Vorreiterin.

In Sprengers eigener Biografie gibt es Ähnlichkeiten mit jener von Knef. „Wenn man so will, ist das auch ein Aufhänger des Programms, dass ich mich in gewissen Lebenssituationen mit ihr vergleiche.“ Was beide verbinde, sei ein Einschnitt im Alter von 15 Jahren. „In dem Alter erwachte bei uns beiden der Wunsch, Schauspielerin zu werden.“ Wie diese Idee entstand, ist für Sprenger im Nachhinein schwer rekonstruierbar. „Ich bin jetzt nicht erblich vorbelastet“, sagt sie. „Ich glaube, wie bei den meisten Schauspielern wächst der Wunsch einfach aus einem selbst heraus.“

Als Jugendliche begann Sprenger, Schauspielunterricht zu nehmen und spielte in kleineren Rollen. Nach der Matura ging sie nach Wien und studierte am Konservatorium vier Jahre Schauspiel. Eine Ähnlichkeit im Leben der beiden Schauspielerinnen sei auch, dass jeweils früh eine Mentorin zur Seite stand. „Bei Hildegard Knef war es Else Bongers, bei mir meine Schauspiellehrerin Elfriede Ott“, so Sprenger.

„Es gab keinen Plan B. Deshalb bin ich froh, dass es funktioniert hat“, sagt sie heute. Einen kleinen Neuanfang gab es für Sprenger 2014. Über zehn Jahre drehte sie zuvor als Kommissarin für die TV-Serie „Soko Kitzbühel“. „Es gab dann aber einfach den Entschluss, andere Dinge zu machen“, sagt Sprenger. „Mittlerweile stehe ich mehr auf der Bühne als vor der Kamera.“ Gerade diese Symbiose sei für Sprenger interessant. Ein Auftritt mit einer Band, wie nun zu Silvester, ist für die Schauspielerin eine Premiere. „Zwei kleine Vorpremieren des Programms gab es schon. Und die kamen zum Glück gut an.“

Sängerin ohne Stimme

Etwa zwei Stunden soll die Silvestershow, die um 19.30 Uhr startet, dauern. „Ich stehe noch im alten Jahr auf der Bühne, und wir entlassen dann das Publikum in das feiernde Wien.“ Den Rutsch danach wird Sprenger selbst mit ihrer Familie gemütlich zu Hause verbringen. „Für mich hat Silvester keine großartige Bedeutung – es ist meist eher eine intensive Arbeitszeit.“

Sich im neuen Jahr vermehrt auf die Musik konzentrieren will sich Sprenger nicht. „Ich maße mir jetzt nicht an zu sagen, dass ich Sängerin bin“, sagt sie. Über Hildegard Knef habe Ella Fitzgerald einmal gesagt, dass diese die beste Sängerin ohne Stimme sei. „Ich sehe mich selbst auch eher als Interpretin.“ Das letzte musikalische Soloprogramm soll es aber trotzdem nicht sein.

Zur Person

Kristina Sprenger wurde 1976 in Innsbruck geboren. Nach der Matura zog sie nach Wien und studierte am Konservatorium der Stadt Schauspiel. Als Kommissarin Karin Kofler stand Sprenger von 2001 bis 2014 für die TV-Serie „Soko Kitzbühel“ vor der Kamera. Seit 2013 ist sie Intendantin der Berndorfer Festspiele. Im ORF Niederösterreich moderiert sie die Rubrik „Aufgespürt“. Am Silvesterabend ist Sprenger das erste Mal in einem musikalischen Soloprogramm mit Band zu sehen: „Rendezvous mit Hildegard“ im Theater Akzent, ab 19.30 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2019)

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