Sepp Gratzer ist seit knapp drei Jahrzehnten Material-Kontrolleur der FIS. Der Kärntner, 64, kennt alle Tricks, verrät Anekdoten – und erklärt die Evolution des Skispringens.
Innsbruck. Entweder steht er im Auslauf einer Schanze, kontrolliert vor dem Zitterbalken oder wartet auf seine Kundschaft im „Equipment-Control“-Zimmer: Hebt irgendwo auf diesem Planeten ein Skisprung-Weltcup an, gibt es an Sepp Gratzer kein Vorbeikommen. Der Kärntner ist die Autorität des Weltverbands FIS, wenn es darum geht, dass Athleten, Anzüge und Ski geprüft werden. Auch bei der Tournee wacht der karenzierte Zöllner über die Athleten, bei der 68. Auflage springt aber auch ein Hauch Wehmut mit. Denn es ist die letzte, die er gemeinsam mit Renndirektor Walter Hofer bestreiten wird. Am 25. Februar trennen sich die Wege der beiden, die seit mehr als 25 Jahren mitgeholfen haben, Skispringen zu dem Sport zu machen, der es heute ist.
Hofer geht an seinem 65. Geburtstag in Pension, über Zukunftspläne schweigt er beharrlich. Seinen Nachfolger, den Italiener Sandro Pertile, hat er jedoch bei allen vier Tourneeorten dabei. Der Einschulung, der Vorstellung, all der Finessen wegen, damit die „Hofübergabe“ an den neuen Renndirektor tunlichst reibungslos gelingt. Auch Gratzer steht vor dem eigentlich verdienten Ruhestand. „Als einer der wenigen Beamten Österreichs muss ich im Juli 2020 in Pension gehen, dann bin ich 65. Ich muss!“ Gratzer lacht. Der Absprung aus dem Weltcup-Zirkus wäre nicht ungewöhnlich, Er überlegt jedoch noch. Pertile fragte, ob er denn nicht doch noch eine Saison anhängen würde.