Die Tötung Qasem Soleimanis hat das Land zusammengeschweißt – zumindest vorerst. Doch bald werden der Streit in der Führung und die Unzufriedenheit im Volk wieder aufbrechen.
Tunis/Teheran. Auch wenn Hassan Rohani bei seinem Beileidsbesuch die übliche Regimerhetorik anstimmte und „den kriminellen Amerikanern“ Vergeltung androhte – im Haus der Familie Soleimani war Irans Präsidenten vergangene Woche seine Beklemmung anzusehen. Seit seinem Amtsantritt 2013 war der Präsident immer wieder mit dem Kommandant der Quds-Auslandsbrigaden aneinandergeraten, der im Machtkampf bis zuletzt die Oberhand behielt und als eigentliche Nummer zwei der Islamischen Republik galt.
Rohanis Streit mit Soleimani
2018 stellte Rohani im Kreis mehrerer Generäle Qasem Soleimani zur Rede und warf ihm vor, ihn, den Präsidenten, und selbst Revolutionsführer Ali Khamenei, zu belügen. Soleimani reagierte mit eisigem Schweigen, stand auf und verließ den Raum. Ein anderes Mal gerieten die beiden beim Freitagsgebet auf dem Campus der Teheraner Universität aneinander. „Es wäre eine Dummheit, das Budget der Quds-Brigaden nicht zu erhöhen“, sagte Soleimani zu Rohani, eine Drohung, die in ein Schreiduell ausartete. Erst als Ali Shamkhani, Admiral und Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrats, dazwischenging, ließen die zwei Kampfhähne voneinander ab.