Victoria und Daniel: Stramm, sauber, schwedisch

Kronprinz Daniel und Kronprinzessin Victoria
Kronprinz Daniel und Kronprinzessin VictoriaEPA
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Im schwedischen Königshaus wurde „Bröllop“ gefeiert und der hoch dekorierte europäische Adel heiratete mit. Auch wenn der Bräutigam ein Fitnesstrainer war.

Fürstin Gracia Patricia von Monaco, Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen, Königin Silvia von Schweden – sie alle haben eines gemeinsam: kein blaues Blut, aber blaublütige Gatten, die sich in Fragen der Partnerwahl auch mit der mystisch entrückten Verwandtschaft anlegen. Königin Silvias Tochter hat das royale Konfliktthema jetzt gedreht. In Schweden ist Damenwahl. Kronprinzessin Victoria wollte ihren früheren Fitnesstrainer, den strammen Daniel Westling aus Ockelbo, in die achte Generation der Bernadottes aufnehmen. Mutig von ihr. Sofort war Vater und König Carl XVI. Gustaf nämlich nicht einverstanden, ein Proll mit schlechten Englischkenntnissen wird doch nicht sein ältestes Mädchen und die zukünftige Regentin Schwedens zur Frau nehmen? Doch, doch, er wird. Er hat.

Acht Jahre bis zum "Ja"

Der König wurde überzeugt und der zukünftige Prinz Daniel durfte sich mit dem schwedischen Hofzeremoniell anfreunden, am Samstag wurde Hochzeit, also "Bröllop" gefeiert. Schauplatz des Events: Die teuer restaurierte Stockholmer Nikolaikirche. Auf den Tag genau 34 Jahre nachdem sich Victorias Eltern getraut haben, tauschten die 32-jährige Victoria und ihr um vier Jahre älterer Daniel die Ringe. Acht Jahre hat Victoria für diese Ehe gekämpft bis König und Regierung ihr Einverständnis gegeben haben.

Mehr Sendezeit als Lady Di

Während am Vormittag Gerda Rogers im ORF-Zentrum den Hochzeitstag noch aus den Sternen gelesen hat, wurde in Stockholm schon emsig geprobt. In Schweden soll es das größte TV-Ereignis aller Zeiten werden und in Österreich, hier wurden neun Stunden Sendezeit veranschlagt, wollte man Lady Di um zwei Stunden übertreffen. Pannen kommen dann nicht gut an. Am frühen Nachmittag war es so weit, kurz vor drei Uhr trippelten die Gästepaare in Begleitung eines schwedischen Adjutanten, Schrägstrich Platzanweiser, über den hellblauen Teppich in die größte aller Stockholmer Kirchen.

WM oder Hochzeit?

Die königliche Gästeliste führte Namen wie Belgiens König Albert II., Königin Margrethe II. von Dänemark, Japans Kronprinz Naruhito, den jordanische König Abdullah II., Prinz Albert von Monaco und die niederländische Königin Beatrix. Einzig das britische Königshaus ließ sich großflächig entschuldigen. Victoria steht zwar als Urenkelin der Prinzessin Margaret von Connaught auf der Liste der britischen Thronfolge, 191 andere Anwärter hat sie hier aber vor sich. Zu viele für Queen Elizabeth II., die hielt sich beim Fest nämlich im Hintergrund, so weit im Hintergrund, dass sie zuhause geblieben ist. Ihre medientauglichen Enkeln, die Prinzen William und Harry, zogen ihrerseits die Fußball-WM in Südafrika der Hochzeit in Schweden vor, als einziger Gast ließ sich der jüngste Spross der Queen blicken, Prinz Edward.

Souvenirs, Souvenirs

Dem schwedischen Volk gefiel das "Midsommar"-Märchen trotzdem, hat man sich das Tamtam auch 2,5 Millionen Euro kosten lassen. Aber was, die Hälfte übernimmt ohnehin der Brautvater und für die Restsumme wird das Antlitz des Brautpaars auf Teller, Tassen und Putzfetzen gedruckt und verscherbelt. Gefeiert wurde eine umweltbewusste Hochzeit, ohne Reis und Feuerwerk. Eine freudige Staatsaffäre, hinter der sogar Schwedens geplanter Wiedereinstieg in die Atomkraft verblasst.

Eine Frage der Gleichberechtigung

1200 geladene Gäste, 2500 Schaulustige (weniger als erwartet), 2000 Polizisten und 6000 Armeeangehörige, sowie 2315 Journalisten warteten an diesem denkwürdigen 19. Juni auf drei Antworten, die da waren: Begleitet der Vater die Braut zum Altar? Wer hat das Brautkleid gemacht, doch hoffentlich ein Schwede? Und ganz essenziell: hält das Wetter? Dreimal "Ja!". Der König führte seine Tochter ins Kirchenschiff, bei der Halbzeit übergab er sie an ihren Bräutigam Daniel Westling. Ein Kompromiss, der im fortschrittlichen Schweden noch für Diskussionen sorgen dürfte. Hier marschieren Eheleute traditionell und gleichberechtigt nebeneinander zum Altar. Im Gegensatz zu ihrer Mutter, die sich einst in Dior hüllte, zog Victoria eine schlichte Kreation des schwedischen Designers Pär Engsheden vor. Dem Himmel sei dank. Ja, das Wetter spielte auch noch mit.

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