Der Anfang April gestürzte Expräsident Kurmanbek Bakijew könnte hinter der ethnischen Gewalt stecken. Die Anschuldigungen gegen Bakijew "müssen ernst genommen werden", so US-Außenministerin Clinton.
Bischkek. Was die kirgisische Übergangsregierung nicht müde wird zu betonen, hat nun erstmals ein internationaler Diplomat bestätigt – und zwar niemand Geringerer als US-Außenministerin Hillary Clinton: Der Anfang April gestürzte Expräsident Kurmanbek Bakijew könnte hinter der ethnischen Gewalt stecken, die am 10. Juni im Süden Kirgistans ausbrach und zu einem Flüchtlingsstrom von 400.000 Menschen führte. Die Anschuldigungen gegen Bakijew „müssen ernst genommen werden“, schrieb die US-Außenministerin Hillary Clinton auf der Webseite des Ministeriums. Bakijew selbst, der sich im weißrussischen Exil aufhält, hat eine Verwicklung stets bestritten.
Auch der autoritäre usbekische Präsident Islam Karimow, in dessen Land tausende kirgisische Usbeken Zuflucht gesucht haben, äußerte sich zur Frage des Urhebers der Unruhen: „Weder Usbeken noch Kirgisen kann die Schuld daran gegeben werden. Diese zerstörenden Aktionen wurden von außen organisiert und gesteuert“, so Karimow. Die vier Tage andauernden Gewaltausbrüche in den Städten Osch, Jalalabad und umliegenden Dörfern dürften mindestens 200 Menschenleben gefordert haben; die kirgisischen Behörden sprechen von knapp 2000 Opfern. US-Vizeaußenminister Robert Blake forderte die kirgisische Übergangsregierung anlässlich seines gestrigen Besuchs in der Republik auf, Bedingungen für eine sichere Heimkehr der Flüchtlinge zu schaffen. Die USA stocken ihre Hilfe für das Land auf 32 Millionen US-Dollar (ca. 26 Mio. Euro) auf.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2010)