Kategorie Innovation

Laufen für Sehschwache mit Sicherheitsgurt

Die Idee für den Waibrobelt kam Katerina Sedlackova bei ihrer Tätigkeit als Begleitsportlerin.
Die Idee für den Waibrobelt kam Katerina Sedlackova bei ihrer Tätigkeit als Begleitsportlerin.Bernhard Wieland
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Waibrosports von Katerina Sedlackova macht Laufsport für blinde und sehschwache Menschen attraktiv.

Ein wichtiges Motto für neue Unternehmen lautet: „Nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ Eine solche Idee hatte die innovative Unternehmerin Katerina Sedlackova aus Graz: Sie entwickelt mit ihrem Unternehmen Waibrosports ein einzigartiges Navigationsgerät, das Blinden und Sehbehinderten das selbstständige Ausüben von Sportarten wie Langlaufen oder Laufen ermöglicht. Waibro arbeitet mit einem innovativen Navigationsgurt, der Echtzeitdaten der Umgebung durch Vibrationen an den Sportler weitergibt. Waibro soll als Begleitsportler und Motivator dienen, wenn kein persönlicher Guide zur Verfügung steht.

„Ich wollte schon immer etwas in der Welt bewegen und mit einem innovativen Team zusammenarbeiten“, sagt die junge Gründerin: Unternehmerin wollte sie nicht werden, aus Angst. „Durch den Ideenwettbewerb beim Science Park Graz hat sich aber meine eingereichte Idee zu einem Start-up entwickelt, und durch die Unterstützung des Inkubators, meines Umfelds und der AWS Kreativwirtschaftsförderung habe ich mich entschieden, dem Projekt und dem Unternehmertum eine Chance zu geben. Nach und nach wurde die Angst vor dem Unternehmertum auch geringer. Respekt davor habe ich aber immer noch, da man nie weiß, was auf einen zukommen wird. Aber das ist auch das Spannende daran: Vor allem deswegen, weil man seine eigene Zukunft selbst in der Hand hat.“

Waibrosports ist eines der Unternehmen, bei deren Produkten zunächst automatisch die Frage aufkommt: „Warum hat bloß früher niemand daran gedacht?“ Angeregt wurde Sedlackovas Forschungsarbeit zu assistierenden Hilfsmitteln für den Sportsektor dabei auch durch ihre eigene Tätigkeit als Begleitsportlerin, wie sie sagt: „Als Begleitsportlerin gibt mir der Blindensport viel Freude am Leben, was auch mein Antrieb ist, für meine Freunde und Bekannten Lösungen zu finden – um deren Leben so selbstbestimmt gestalten zu können, wie es für uns Sehende mehr als selbstverständlich ist.“

Intuitiv verständliche Bedienung

Die Innovation von Waibrosports ist die besondere Anordnung der Vibrationsmotoren im Gurt, dem Waibrobelt. Auch die Signalausgabe des Geräts wurde so konzipiert, dass durch leicht erlernbare vibro-taktile Impulse kontextbezogene Informationen und intuitiv verständliche Aktionskommandos kommuniziert werden können. Eine besonders differenzierte Gestaltung des Vibrationsfeedbacks macht es möglich, unterschiedliche Kommandos schnell und verständlich an die Nutzerin oder den Nutzer weiterzugeben. Die Vibrationsmotoren am Gurt sind zudem repositionierbar, sodass der Waibrobelt an jede Körperform angepasst werden kann.

Das System kann dabei längst nicht nur bei Langlaufen und Laufen zum Einsatz kommen: Es ist geplant, die Technologie auf weitere Sportarten und für innovative Anwendungen für den Alltag zu adaptieren. „In der Industrie beschäftigen sich zurzeit sehr viele Firmen und Maschinenbauer mit der Frage nach der intuitiven Leitung von Mitarbeitern und der Kommunikation von Aufgaben“, sagt Sedlackova. „Für diese Anwendungsfälle arbeiten wir an einem Konzept, das das Grundgerüst des Waibrobelt in neue Szenarien bringt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2020)

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