Ölpest bedroht ägyptische Badestrände von Hurghada

(c) EPA
  • Drucken

Die Regierung schwieg tagelang zu dem Unfall auf der Bohrinsel im Roten Meer. Noch immer soll Öl auslaufen, die Regierung betont hingegen: "Alles unter Kontrolle." Das Problem sei bereits eingegrenzt.

KAIRO. Droht einem der bekanntesten Taucherparadiese der Welt das gleiche Schicksal wie dem Golf von Mexiko? Auch vor dem ägyptischen Tauch- und Badeort Hurghada am Roten Meer, bekannt für seine spektakulären Korallenriffe, ist ein Ölteppich aufgetaucht. Dessen genaues Ausmaß ist bisher allerdings unklar.

Nach tagelangem Schweigen hat nun die Regierung in Kairo erstmals zugegeben, dass eine Ölplattform nördlich von Hurghada letzte Woche leck war und Öl ausgelaufen ist. Details über die Menge des ausgelaufenen Öls und über die verursachende Ölfirma gab die Regierung nicht bekannt. Stattdessen gab Regierungssprecher Magdy Rady die Botschaft aus: „Alles unter Kontrolle.“ Das Problem sei bereits eingegrenzt.

Unabhängige Umweltgruppen schlagen dagegen Alarm. Es laufe immer noch Öl aus, sagt etwa Amr Ali von der ägyptischen Umweltorganisation HEPCE. Vergangenen Donnerstag sei das Leck abgedichtet worden, aber am Montag sei dort wieder Öl ausgelaufen, erklärt er. Besonders betroffen sei ein Naturschutzgebiet nördlich von Hurghada, das aus mehreren Inseln besteht. Dort sollen bereits zahlreiche mit Öl verklebte Seevögel und Meeresschildkröten gefunden worden sein.

Aber auch einige der Badestrände hatten kurzzeitig den Badebetrieb sicherheitshalber eingestellt. Mehrere Tauchbasen lassen nicht mehr an ihren Hausriffs in der Nähe der Küste tauchen, sondern nur noch weiter draußen im Meer. An einigen der Strände wurden zahlreiche Ölklumpen angeschwemmt.

Privatstrände gesäubert

Die meisten privaten Hotelstrände sollen aber inzwischen wieder gesäubert worden sein. Nach Angaben der staatlichen ägyptischen Umweltschutzagentur seien 95 Prozent der Verschmutzung an der Küste gesäubert worden.

Das beziehe sich aber nur auf die Badestrände, nicht auf das Umweltschutzgebiet, erklärt der Umweltschützer Amr Ali. Einige Hotelbesitzer haben Strafanzeige gegen das ägyptische Ölministerium eingebracht.

Bisher wurde noch nicht offiziell verkündet, welche der Ölplattformen ein Leck hat und welche Firma die Plattform betreibt. Mitarbeiter einer Ölfirma in Suez erklärten anonym, es handle sich um die Jabl-Al-Zayt-Plattform nördlich von Hurghada und es seien ungefähr 160 Kilometer Küstenlinie von der Verschmutzung betroffen.

„Im Moment dreht sich der Wind und treibt das Öl möglicherweise weg von den Badestränden,“ berichtet Umweltschützer Amr Ali der „Presse“. Allerdings seien weiterhin einige der Korallenriffe bedroht.

Die Aktivisten werfen der ägyptischen Regierung zudem vor, sie habe den Vorfall vertuschen wollen. Denn lange war die Herkunft des Öls unbekannt. Es seien inzwischen Öl- und Wasserproben entnommen worden, sagt Amr Ali. Damit hofft seine Umweltorganisation den handfesten Beweis zu bekommen, um den Übeltäter benennen zu können.

Bohrinseln im Golf von Suez

Gerade am Golf von Suez nördlich von Hurghada finden an der Küste und auf Ölplattformen im Meer zahlreiche Bohrungen statt. Anders als im Golf von Mexiko ist der Golf von Suez mit einer Tiefe von weniger als 100 Metern allerdings relativ flach.

Für Ägypten kommt die Verschmutzung von Stränden zu Beginn der Urlaubssaison höchst ungelegen. Die Wirtschaft des Landes hängt in hohem Maße vom Tourismus ab. Allein in den Badeort Hurghada kommen mehr als eine Million Touristen im Jahr, um dort ihren Urlaub zu verbringen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

aegypten Raetselraten oelpest Hurghada
Weltjournal

Ägypten: Rätselraten um Ölpest vor Hurghada

Großes Rätselraten über die Ausmaße der Ölverschmutzung: Aus einer leckgeschlagenen Bohrplattform soll weiterhin Öl austreten. Touristiker sehen die Strände nicht gefährdet. Umweltschützer sind hingegen besorgt.
Oelpest Nordsee
Weltjournal

Öl-Panne auch in der Nordsee

Schon vor drei Tagen soll bei einer dänischen Bohrinsel ein Leck aufgetreten sein. Mehrere hundert Barrel sind ins Meer gelangt. Mittlerweile konnte das Leck abgedichtet werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.