Martin Sellner und Begleiter zeigten in einer Vorlesung von Lothar Höbelt gemeinsam das OK-Zeichen. Es hat eine Jahre alte rechte Tradition.
Am Anfang stand ein Hoax. Ein Witz. Eine Trollerei. „Wir werden Twitter und andere soziale Medien mit Spam überfluten und behaupten, das OK-Hand-Signal sei ein Symbol für White Power“, kündigte ein rechtsextremer Anonymus auf 4chan an, jener Plattform, die gern von jenen genutzt wird, die lieber im Dunklen operieren. Das W der drei ausgestreckten Finger stehe für „White“, Daumen, Zeigefinger und Handwurzel bilden ein P, also „Power“. Und fertig ist der Slogan des Ku-Klux-Klan. Das war rasch ausgedacht und wurde fast genauso rasch umgesetzt, unter anderem mit Hilfe von Hunderten eigens zu diesem Zwecke angelegten Fake-Accounts.
Das war vor 2017. Viel Erfolg war dem Getrolle zunächst nicht beschieden, die erhoffte Empörung der Linken blieb aus. Dafür passierte etwas anderes: Der Hoax machte sich selbstständig. Immer mehr Rechte fanden Gefallen an dem Zeichen. Marine Le Pen posierte so für ein Selfie, zwei rechte estnische Minister für die Medien. Weltweit bekannt wurde die Geste schließlich durch den Christchurch-Attentäter, der seine Anhörung für eine letzte politische Botschaft nutzte: Ein Foto zeigt ihn in Handschellen, die eine Hand zur Faust geballt, mit der anderen das WP-Zeichen formend.