Übernahmepoker

Kone bietet 17 Milliarden Euro für Thyssen-Aufzugssparte

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Das Match um die Aufzugssparte von Thyssenkrupp hat begonnen. Konkurrent Kone legt ein unverbindliches Angebot. Die Gewerkschaft will Sicherheiten für die Beschäftigten.

Die Arbeitnehmervertreter von Thyssenkrupp haben zurückhaltend auf Berichte über ein 17 Milliarden Euro schweres Angebot des finnischen Kone-Konzerns für die Aufzugssparte reagiert. "Angebotshöhe allein reicht nicht", sagte der nordrhein-westfälische IG Metallchef Knut Giesler am Dienstagabend in Düsseldorf. "Es muss ein sicherer Deal, eine sichere Transaktion sein für den verbleibenden Rest des Thyssenkrupp-Konzerns und es müssen Sicherheiten sein für die Beschäftigten im Bereich Elevator." Giesler ist stellvertretender Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Elevator und führt die Verhandlungen auf Seiten der Arbeitnehmer. Kone hatte zuzuvor mitgeteilt, eine Offerte für die Ertragsperle des kriselnden Konzerns vorgelegt zu haben. Insidern zufolge beläuft sich diese auf rund 17 Milliarden Euro.

Kone selbst teilte lediglich mit, der Wert des Gebots liege nahe an der in Medienberichten genannten Summe. Auch Bloomberg hatte das Angebot auf 17 Milliarden beziffert. Kone betonte, das Angebot sei unverbindlich. Bei einem möglichen verpflichtenden Angebot könnten sich die Bedingungen ändern.

Kone hat sich mit dem Finanzinvestor CVC zusammengetan, neben diesem Duo buhlen auch noch mehrere Konsortien aus Finanzinvestoren um die Sparte. Diese hätten bei einer Übernahme der lukrativen Aufzugsparte im Gegensatz zu Kone keine langwierige Prüfung der Kartellbehörden zu befürchten. Kone wolle deshalb Offerten der konkurrierenden Finanzinvestoren um eine Milliarde überbieten, sagte ein Insider. Thyssenkrupp wollte sich am Dienstag nicht zu den Angaben äußern.

Kone müsse erstmal ein schlüssiges Konzept vorlegen, betonte Giesler. Er könne sich angesichts der Katellhürden keinen schnellen Abschluss vorstellen. Die Höhe der Gebote kenne bislang nur der Berater des Aufsichtsrats. Er rechne damit, dass sich Thyssenkrupp Mitte/Ende Februar entscheiden werde. "Bei denen, die Angebote gemacht haben, ist Hitachi dabei", berichtete Giesler. Er wisse nicht, wer in die Schlussrunde komme. Wenn es nach ihm ginge, würde er einen strategischen Investor ebenso nehmen wie einen Finanzinvestor. Zudem würde er sich die Möglichkeit eines Börsengangs offenhalten. "Je mehr Möglichkeiten ich habe, desto besser. Das ist ein wunderbares Zockerspiel gerade und ich gebe doch meine Karten nicht frühzeitig aus der Hand."

Auch Börsengang eine Option

Kone hatten erst am Mittag sein Interesse an der Thyssenkrupp-Sparte bekräftigt. Kone sei sehr interessiert, allerdings nicht an einem Minderheitsanteil, sagte Vorstandschef Henrik Ehrnrooth auf der Bilanzpressekonferenz in Helsinki. Ein Zusammenschluss würde beiden Firmen Vorteile bringen. Er schwieg sich aber vor der Presse und später vor Analysten darüber aus, ob Kone wie erwartet ein Angebot für die Sparte eingereicht hat.

Der Wert der Thyssen-Sparte war zuvor auf 15 Milliarden Euro geschätzt worden. Als Reaktion auf die Meldungen über das Kone-Gebot baute die Thyssen-Aktie ihren Gewinn aus und stieg um 5,6 Prozent.

Thyssenkrupp hatte früheren Angaben von Insidern zufolge zudem drei Konsortien aus Finanzinvestoren in die engere Wahl für die Sparte genommen. Neben einem Konsortium aus den Finanzinvestoren Advent und Cinven, das von der Essener RAG-Stiftung unterstützt wird, sei eine weitere Gruppe um Carlyle und Blackstone noch im Rennen, hatten Insider vergangene Woche gesagt. Dies gelte auch für ein drittes Konsortium um den Investor Brookfield.

Der kriselnde Thyssenkrupp-Konzern hat seine Aufzugssparte ins Schaufenster gestellt. Der Essener Konzern fährt offiziell aber noch zweigleisig und prüft neben einen Verkauf auch einen Börsengang der Sparte. Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz muss sich auch bei der Hauptversammlung des Konzerns auf bohrende Fragen zur Zukunft des Geschäfts einstellen. Die Aktionäre kommen am Freitag in Bochum zusammen

(APA/Reuters)

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