Bestattung

Krematorium Wien wird ausgebaut

Hell und freundlich soll die neue Verabschiedungshalle werden, mit Blick ins Freie. Und es soll künftig möglich sein, bei der Einfuhr des Sargs in den Ofen anwesend zu sein.
Hell und freundlich soll die neue Verabschiedungshalle werden, mit Blick ins Freie. Und es soll künftig möglich sein, bei der Einfuhr des Sargs in den Ofen anwesend zu sein.Projektcc TZ GmbH
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Weil es immer mehr Feuerbestattungen gibt, bekommt das Krematorium Wien einen Zubau. Künftig soll es möglich sein, bei der Einfuhr des Sargs in den Ofen dabei zu sein.

Wien. Das Krematorium in Wien Simmering wird erweitert. Weil der Anteil der Feuerbestattungen in Wien in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist, sagt Markus Pinter, Geschäftsführer von Bestattung und Friedhöfe Wien: „Allein von 2015 bis 2019 um fünf Prozent.“ Daher wird an den bestehenden Bau – das 1922 errichtete Krematorium von Architekt Clemens Holzmeister – ein Erweiterungsbau angeschlossen.

Der Sieger des Wettbewerbs, bei dem 38 Projekte eingereicht worden waren, wurde Mittwochvormittag präsentiert – der Entwurf des Grazer Büros ProjectCC ZT GmbH schließt am hinteren Ende des alten Baus an und enthält unter anderem einen neuen Verabschiedungsraum, von dem aus eine „Verabschiedung ins Feuer“ möglich ist – die Trauergäste können dann dabei sein, wenn der Sarg in den Ofen geschoben wird.

Der neue Teil soll auch heller, freundlicher und offener wirken – nach der Seite hin geöffnet zu den Grünflächen. Dabei, und das wurde von der Jury besonders gewürdigt, ordnet er sich der Silhouette des Holzmeister-Baus unter, sei aber dennoch selbstbewusst und funktional. Die Verbindung von Bestand und Neubau sei „stringent gelöst“. Der neue Teil soll auch technisch mehr können. So soll es im Verabschiedungsraum unter anderem neue audiovisuelle Möglichkeiten geben. Je nachdem, welche Art der Verabschiedung man bucht, wird man dann entweder den drei alten oder dem neuen Verabschiedungsraum zugewiesen.

6500 Kremierungen pro Jahr

Auch ein neuer Kühlraum ist geplant. Und: Ein neuer Ofen – im Endausbau sollen es sogar zwei sein – soll die Kapazität des Krematoriums mit seinen bisher vier Öfen weiter erhöhen. „Derzeit führen wir etwa 6500 Kremierungen pro Jahr durch“, sagt Pinter. „Jeder neue Ofen erhöht die Kapazität um etwa 2500.“ Die neuen Öfen sollen deutlich stärker sein – so sollen auch Menschen, die bis 300 Kilo schwer sind, eingeäschert werden können, das derzeitige Limit liegt bei 250 Kilo.

Der Zubau links schließt an das 1922 von Clemens Holzmeister errichtete Krematorium an. Eröffnet werden soll er zum 100-Jahr-Jubiläum.
Der Zubau links schließt an das 1922 von Clemens Holzmeister errichtete Krematorium an. Eröffnet werden soll er zum 100-Jahr-Jubiläum.Projektcc TZ GmbH

Der Ausbau sei notwendig, weil man mit einem weiteren Anstieg an Feuerbestattungen rechnet. Derzeit liegt ihr Anteil in Wien bei 30 Prozent, Tendenz steigend. Das ist zwar noch deutlich weniger als in vielen deutschen Städten, wo er mehr als 90 Prozent beträgt. „Aber wir müssen für die anhaltende Entwicklung der nächsten Jahrzehnte gerüstet sein“, so Pinter.

Warum steigt die Zahl der Feuerbestattungen? Zum einen wohl, weil die Akzeptanz dafür, spät, aber doch, immer größer wird – 1963 erlaubt die katholische Kirche ihren Mitgliedern, verbrannt zu werden. Das dennoch lang anhaltende Stigma dürfte nun beseitigt sein. Aber auch, weil alternative Bestattungsformen beliebter werden – etwa die Naturbestattung, bei der die Asche der Verstorbenen in einer kompostierbaren Urne unter Bäumen bestattet wird. Und nicht zuletzt spielen wohl auch die Kosten eine Rolle – eine Urnenbestattung ist in der Regel günstiger als eine Erdbestattung.

Die Kosten der Erweiterung des Krematoriums sollen bei rund 6,25 Millionen Euro liegen. Fertig sein soll sie bis Ende 2022, möglicherweise erst Anfang 2023. Bei den Friedhöfen Wien hofft man aber, dass man schon zum 100-Jahr-Jubiläum des Krematoriums die Einweihung feiern kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2020)

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