Stilfigur

Wertsteigerung

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Die Designer haben inzwischen eine eigene Strategie, um aus Kramuri, Klumpert und anderen vom Wegwerfen bedrohten Arten nachhaltige Statements des künstlerischen Ausdrucks zu machen: Sie werten sie auf.

Die Freude an den kleinen Dingen. Der Minimalismus, Marie Kondo und das schlechte Gewissen wollen sie uns nehmen. Wegschmeißen schadet der Umwelt. Nichtwegschmeißen erleichtert sie. Dann wäre es doch am besten, wenn man so viel wie möglich von den Dingen bei sich behält, in der Wohnung. Anstatt sie der Welt da draußen zuzumuten. Die Designer haben inzwischen eine eigene Strategie, um aus Kramuri, Klumpert und anderen vom Wegwerfen bedrohten Arten nachhaltige Statements des künstlerischen Ausdrucks zu machen: Sie werten sie auf. Eugeni Quittlet etwa – bei Philippe Starck hat er gelernt, wie das Designbusiness so läuft – hievt das Modell „Glückskatze“ auf ein ganz neues Niveau. Dort oben heißt sie „Lucky“ (siehe Bild), ist eigentlich keine Katze mehr, sondern eine Mischung aus Buddha und Micky Maus, ein Ding bleibt es, aber es soll Glück versprühen in die Familie. Und gemocht werden, als wäre es ein richtiges Tier. Das funktioniert: Schließlich sind Menschen derartig sozial, dass sie gleich mit allem sozial sind. Auch mit Figürchen, die man ins Regal stellt. Jedenfalls wird „Lucky“ (online schon gesehen um 560 Euro ) beim nächsten Umzug nicht versehentlich zerschellen. Der Modedesigner Raf Simons hat vor zwei Jahren dem Berliner Concept Store Voo eine ähnlich nachhaltige Aufwertungsstrategie spendiert: ein Plastiksackerl aus zwei Millimeter ­dickem PVC. Für wohlfeile 148 Euro. Beim nächsten Umzug entsorgt man vielleicht den halben Kleiderkasten, das Plastiksackerl aber nicht. Die Meere scheinen endgültig ­gerettet.

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 14.02.2020)

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