Der Kalte Krieg um die technologische Vorherrschaft wird heiß. Die USA greifen bei der Münchner Sicherheitskonferenz China frontal an. Beide Supermächte buhlen um Europa, das in dieser Welt im Umbruch um Selbstbehauptung ringt.
So also fühlt sich der Kalte Krieg im 21. Jahrhundert an, der neue Wettbewerb der Systeme: hart, unnachgiebig und getränkt von Misstrauen. Im Mikrokosmos der Münchner Sicherheitskonferenz liefern einander die USA und China an diesem Samstag ein Fernduell. Die ersten rhetorischen Hiebe im Bayerischen Hof setzen Mike Pompeo und Mark Esper, die US-Minister für Äußeres und Verteidigung. Doch wenige Stunden später schlägt der chinesische Chefdiplomat Wang Yi zurück – mit ungerührter Miene und voller Wucht.
Er wolle nicht die Zeit darauf verschwenden auf alles einzugehen, was die US-Vertreter in ihrer „Schmierkampagne gegen China“ von sich gegeben hätten, sagt der Mann aus Peking. Alle Beschuldigungen seien Lügen. Amerika wolle bloß Chinas Aufstieg hintertreiben, könne keinen Erfolg eines sozialistischen Landes akzeptieren. Die Volksrepublik lasse sich von keiner Macht der Welt aufhalten, sagt der 66-jährige Außenminister und lässt seine maoistische Grundausbildung durchschimmern: Die Entwicklung seines Landes spiegle den menschlichen Fortschritt wider und sei daher unvermeidlich.