Gartenkralle

Kiesgärten: Das große Missverständnis

Der Kiesgarten der schottischen Gärtnerin Helen Dillon.
Der Kiesgarten der schottischen Gärtnerin Helen Dillon.(c) Ute Woltron
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Kiesgärten können bezaubernde Anlagen sein, doch die pflanzenleeren Geröllhalden mancher Vorgärten sind es wert, mittels eines Gartenbuchs anderer Art verhöhnt zu werden.

Susi und ich sitzen im Zug und fahren in die Stadt. Der Morgenhimmel ist wolkenlos, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber es kann nur noch ein paar Minuten dauern, bis sie sich die Ehre gibt. Wir flitzen über Felder und durch Wälder. Am Bahnhof hat ein Amslerich gesungen, und auch wenn es kalt ist, liegt ein Hauch Frühlingsduft in der Luft. Dementsprechend beschwingt schaukeln wir durch die Landschaft. Wir vergleichen unsere Fingernägel, es ist das erste Mal in diesem Jahr, bis zum Winter werden wir das jedes Mal tun, wenn wir uns treffen, und ab Mai kommen auch die Gartenzehen dazu.

Susi überlegt, welche Kletterrose sie in den alten Apfelbaum wachsen lassen soll. Eine weitere Rosenwolke für ihr Zaubergärtlein. Ich denke an den überfälligen Obstbaumschnitt und an die kleinen Chilipflanzen, die dringend pikiert werden müssen. An die Staudenreste und das noch leere Glashaus, an den zu erstellenden Gemüsegartenplan und hundert andere herrliche Projekte. Die warme Zeit des Jahres liegt vor uns wie ein flauschiger Blütenteppich, noch ist kein Schritt verschwendet, noch sind die Nägel an Händen und Füßen rosig und sauber, und dass sich das bald ändern wird, erfüllt uns mit größtem Wohlbehagen.

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